Thüringenwahl 2019: Hochrechnungen, Wahlergebnis und Analyse

Die Thüringer haben gewählt. Die Landtagswahl 2019 ist gelaufen und erste Ergebnisse liegen vor. Dies werden die Auswirkungen der Wahl sein.

Die Wahl in Thüringen litt etwas unter dem Desinteresse der Bundespolitik. Die CDU hat alle Hände voll zu tun, ihre (Übergangs)Vorsitzende #AKK in Schach und das Maß der Peinlichkeiten möglichst klein zu halten. Und die SPD beschäftigt sich seit Monaten lieber mit sich selbst und der Suche nach einem Vorsitzenden(paar). Wobei man sich schon fragt wofür, wenn man den scheinbar unaufhaltsamen Abstieg der Sozialdemokraten betrachtet.

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Doch dieses Desinteresse muss nicht immer zum Schaden sein, so konnte sich diese Wahl weitgehend auf Thüringer Themen beschränken. Das hat offensichtlich viele Thüringer bewogen, zur Wahlurne zu gehen, die Wahlbeteiligung ist mit rund 65 Prozent ansprechend hoch. Und für die Arbeit der bisherigen rot-rot-grünen Koalition nicht schlecht aus, wie die Zufriedenheitswerte vor der Wahl gezeigt haben.

→ Die Prognose für die heutige Landtagswahl im Freistaat Thüringen, die unmittelbar nach Schließung der Wahllokale aufgestellt wurde, kannst du hier nachlesen.

Wahlergebnis

Das hat sich natürlich auch auf das Wahlergebnis ausgewirkt. Die Linke konnte ihr Ergebnis von der letzten Wahl in 2014 bestätigen. Ebenso die Grünen, wobei die vorhergesagten Zuwächse allerdings ausblieben. Die SPD muss jedoch abermals Federn lassen und kommt nun nur noch auf ein einstelliges Ergebnis.

Die CDU bekommt eine richtige Klatsche. Ihr Ergebnis liegt rund ein Drittel unter dem Ergebnis von 2014. Das lag wohl weniger am aktuellen Kandidaten als an der verheerenden Politik der CDU in der Vergangenheit, in der sie 28 Jahre ununterbrochen in Thüringen wütete, und nicht zuletzt wohl auch an der aktuellen Parteivorsitzenden Kramp-Karrenbauer.
Eine CDU-geführte Regierung in Thüringen ist damit vom Tisch, denn einen haushohen Wahlverlierer als Ministerpräsident könnte man nicht vermitteln. In Berlin ist das Wackeln der GroKo stärker denn je zu vernehmen.

Die AfD schaffte den zuvor befürchteten Stimmenzuwachs, bleibt aber hinter den Linken zurück. Da niemand mit der AfD koalieren will, können sich die Rechtspopulisten und Rechtsradikalen zwar über ihr Ergebnis freuen, dieses in reale Politik umsetzen, kann sie jedoch glücklicherweise nicht.

Die FDP muss wieder einmal zittern. Noch ist nicht sicher, ob die Liberalen die 5-Prozent-Hürde zum Einzug in den Thüringer Landtag überspringen werden.

Wahl in Thüringen

Aktuelle Hochrechnung

Einige Wahlbezirke sind nun komplett ausgewählt und erste Hochrechnungen für die thüringische Landtagswahl liegt vor.

Aktuelle Hochrechnung für die Landtagswahl in Thüringen 2019:
(Stand 22:46 Uhr)

Linke: 31,0 Prozent
(2014: 28,2 %)

AfD: 23,4 Prozent
(2014: 10,6 %)

CDU: 21,8 Prozent
(2014: 33,5 %)

SPD: 8,2 Prozent
(2014: 12,4 %)

Grüne: 5,2 Prozent
(2014: 5,7 %)

FDP: 5,0 Prozent
(2014: 2,5 %)

Andere: 5,4 Prozent

Wahlbeteiligung: 64,9 %

Sitzverteilung

Voraussichtliche Sitzverteilung im neuen Landtag in Erfurt:
Insgesamt hat der neue Landtag 90 Sitze

Linke: 29
AfD: 22
CDU: 21
SPD: 8
Grüne: 5
FDP: 5


Analyse

Nach den bislang vorliegenden Auszählungen der Landtagswahl in Thüringen ergeben sich folgende Auswirkungen:

  1. Die Linke konnte ihr Ergebnis von der letzten Wahl bestätigen.
  2. Die CDU wurde drastisch abgestraft.
  3. Die SPD ist nur noch einstellig, doch das schockt offenbar niemand mehr.
  4. Die Grünen konnten nicht wie erhofft zulegen.
  5. Die FDP muss um den Einzug ins Parlament zittern.
  6. Die AfD konnte die meisten Stimmen dazu gewinnen.
  7. Die Koalitionssuche wird kompliziert.
  8. Die Groko in Berlin wackelt erheblich.

Mögliche Koalitionen

Viel hängt davon ab, ob die FDP den Einzug in den Landtag schafft. Für die bisherige Koalition aus Linke + SPD + Grüne reicht es wohl knapp nicht mehr. Aber auch für eine Koalition aus CDU + SPD + Grüne + FDP gibt es keine Mehrheit. Ein klassisches Patt, das macht die Angelegenheit äußerst kompliziert.

Theoretisch denkbar sind – je nach Abschneiden der Liberalen – eine Koalition aus Linke + SPD + Grüne + FDP oder eine Koalition aus Linke + CDU.

Da die CDU sich wohl aus der Verantwortung stehlen und für eine Koalition mit den Linken nicht zur Verfügung stehen will, rückt die Möglichkeit einer Minderheitsregierung durchaus in den Blick zur Lösung des Dilemma. Unter welchen Farben solch eine Koalition gebildet werden könnte, bleibt spannend.

Die Thüringer Verfassung erlaubt sogar, dass die bisherige Regierung unter Bodo Ramelow (Linke) auf unbestimmte Zeit im Amt bleibt, solange kein neuer Ministerpräsident vom Landtag gewählt wird. Rot-Rot-Grün müsste dann nur für jedes einzelne Gesetz eine Mehrheit mit Hilfe von CDU und/oder FDP suchen. Diese Lücke in der Verfassung haben CDU und FDP seinerzeit zusammen verzapft, die Linken könnten nun davon profitieren.

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