So soll das Öffnen der Schulen in den einzelnen Ländern laufen.

Einigkeit sieht anders: Erste Schulen sollen ab kommender Woche wieder starten, in jedem Bundesland startet der Schulbetrieb jedoch unterschiedlich.

Eigentlich wollten sich die Länder darauf einigen, die Schulen nach dem Corona Shutdown zwar langsam, aber zumindest überall gleich wieder zu starten. Davon ist nichts mehr zu spüren. Bildung und Infektionsschutz ist Ländersache, da kann der Bund nur freundliche Hinweise. Jedes Bundesland entscheidet völlig autark, wann und wie die Schulen wieder öffnen, und davon machen die Länder regen Gebrauch. Das Ergebnis ist ein Flickenteppich.

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Eigentlich hatte man sich trotzdem darauf geeinigt, erst ab 04. Mai wieder mit dem Unterricht in einzelnen Klassen zu beginnen, doch auch davon will nicht mehr jedes Land etwas wissen. So werden schon ab der kommenden Woche in einigen Ländern – vor allem die Abschlussklassen – wieder die Schulen besuchen dürfen oder müssen.

Für die Eltern und Lehrer ist das alles nicht optimal. Zumal vielerorts die hygienischen Bedingungen in den Klassen und Schulgebäuden zu wünschen lassen. Warmes Wasser, Seifenspender und Papierhandtücher sind bei weitem nicht überall Standard, vom baulichen Zustand ganz zu schweigen. Die Länder hätten also gut daran getan, die Zeit bis zum 04. Mai zu nutzen, um zumindest die Basics der Hygiene in den Schulen sicherzustellen.  Das wird nun in vielen Schulen nicht mehr klappen, wenn bereits in der kommenden Woche wieder Schüler, Schülerinnen und Lehrpersonal die Unterrichtsräume bevölkern sollen.

Man kann nur hoffen, dass der mancherorts überstürzte Restart der Schulen nicht zu einem exponentiellen Ansteigen der Infektionszahlen führen wird. Allzu viel Hoffnung sollte man diesbezüglich allerdings nicht machen.

Schule 2020 | Foto: White77, pixabay.com, Pixabay License

Schule 2020 | Foto: White77, pixabay.com, Pixabay License

So sollen die Schulen wieder starten

Da jedes Bundesland unterschiedlich verfahren will, hier eine Übersicht über die geplanten Schulstarts in den Ländern. Stand heute, Donnerstag 16.04.2020. Änderungen sind jederzeit möglich.

Baden-Württemberg

Ab 04.04.2020 sollen bis zu 250.000 Schüler aller Schularten, die im laufenden oder im kommenden Jahr Abschlussprüfungen ablegen müssen, wieder mit dem Unterricht starten. Unterrichtet werden vor allem die Hauptfächer. Die Abi-Prüfungen sollen am 18. Mai stattfinden.
Alle anderen Schüler – auch die Grundschüler der 4. Klasse – sollen erst später und schrittweise wieder in die Schule zurückkehren.

Bayern

Die bayerischen Schüler sollen besonders langsam wieder zurückkehren. Die Abschlussklassen an den Gymnasien, Real- und Mittelschulen sollen zwar ab dem 27. April wieder in die Schule dürfen, für alle anderen geht es aber erst frühestens ab 11. Mai wieder los. Dabei dann zuerst für die Klassen, die im kommenden Jahr Abschlussprüfungen ablegen müssen.

Berlin

Berlin kann es fast nicht abwarten, die Schulen wieder zu öffnen. Die Abiturprüfungen finden am 20. April statt. Ab 27. April öffnen dann die Schulen wieder schrittweise für die Schüler und Schülerinnen der 10. Klassen. Grundschulen sollen ab 04. Mai wieder starten, dabei zunächst die Klassenstufe 6.

Brandenburg

Die Brandenburger schließen sich den Plänen der Nachbarn in der Hauptstadt an. Betonen aber die Einhaltung von strengen Hygienevorschriften.

Bremen

Ab 04. Mai soll der Unterricht in Bremen wieder starten. Allerdings schrittweise, Priorität haben dabei die Abschlussklassen an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen sowie die vierten Klassen der Grundschulen.

Hamburg

Auch Hamburg wartet bis zum 04. Mai mit dem Schulrestart. Auch hier soll er schrittweise erfolgen. Zunächst sollen die vierten Klassen der Grundschulen und die Abschlussklassen der weiterführenden Schulen wieder zur Schule gehen.

Hessen

Hessen gehört zu den Ländern, die es kaum abwarten können. Schon ab 27. April sollen die Schulen wieder im Regelbetrieb arbeiten. Wobei auch hier die jeweiligen Abschlussklassen als allererstes wieder zur Schule sollen.

Mecklenburg-Vorpommern

In Meck-Pomm sollen die Schüler der zehnten, elften und zwölften Klassen ab dem 27. April wieder zur Schule. Ab Anfang Mai sollen die anderen Klassen schrittweise folgen, dabei wiederum zuerst die vierten Klassen der Grundschulen.

Niedersachsen

Ab dem 27. April sollen die zehnten und dreizehnten Klassen wieder in die Schule, zur Prüfungsvorbereitung. Ab dem 04. Mai soll der Schulbetrieb dann schrittweise für die anderen Schüler wieder hochgefahren werden. Zunächst auch hier für die vierten Klassen der Grundschulen.
Für Schüler, die noch nicht wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren können, soll ab dem 22. April auf Home Learning gesetzt werden. Dazu sollen die Lehrer die Schüler mit Lernplänen und Aufgaben versorgen. Besonderer Wert soll dabei auf die Stärkung der Basiskompetenzen gelegt werden.

Für den weiteren Betrieb, wenn alle Schüler wieder in die Schulen gehen können, ist ein umschichtiges Verfahren geplant. Dafür sollen die Klassen geteilt und dann jweils im Schichtbetrieb unterrichtet werden. Dafür gibt es die zwei Möglichkeiten eines täglichen oder wöchentlichen Wechsels der beiden Teilklassen. Die Schule wählt das jeweilige Modell aus.

Nordrhein-Westfalen

Für NRW ist das Restschuljahr gar nicht mehr lang. Bereits am 29.06. starten hier die Sommerferien. Deshalb sollen alle Schulleitungen und das Lehrpersonal in der kommenden Woche in die Schulen zurückkehren und sich intensiv auf den veränderten Schulbetrieb vorbereiten. Zunächst sollen dann wenige Tage später alle Klassen mit anstehenden Abschlussprüfungen wieder zur Schule gehen. Die Abi-Prüfungen sollen am 12. Mai erfolgen.

Rheinland-Pfalz

Auch in Rheinland-Pfalz sollen die ersten Schüler ab dem 27.04. wieder zur Schule gehen. Zuerst die Klassen mit anstehenden Abschlussprüfungen. Ab dem 04. Mai sollen die Klassen folgen, die im kommenden Jahr ihre Abschlussprüfungen ablegen sollen, und die vierten Klassen der Grundschulen.

Saarland

Im Saarland sollen die Schulen ebenfalls ab 04. Mai schrittweise wieder öffnen. Zunächst nur für die Abschlussklassen und Oberstufenklassen. Weitere Details sollen später folgen.

Sachsen

Sachsen prescht ganz nach vorn und will die Schulen ab 20. April wieder öffnen. Zunächst sollen die Abiklassen zur Prüfungsvorbereitung zurückkehren, ab kommenden Mittwoch, den 22.04.2020 auch die Abschlussklassen der Berufsschulen und Oberschulen.
Ein regulärer Unterricht soll aber zunächst nicht stattfinden. Wie es für die anderen Klassen weiter geht, steht noch nicht fest.

Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt sollen die Lehrkräfte ab der nächsten Woche die Wiederaufnahme des Schulbetriebs planen. Zunächst sollen dabei die Abschlussklassen berücksichtigt werden. Für alle anderen Klassen soll der Unterricht erst ab 04. Mai wieder starten.

Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein sind die Würfel noch nicht gefallen. Am heutigen Donnerstag und morgigen Freitag will die Landesregierung sich dazu intensiv beraten und dann Ergebnisse mitteilen. Bereits jetzt scheint allerdings festzustehen, dass vor dem 04. Mai kein Schulbetrieb wieder stattfinden soll.

Thüringen

Auch im Freistaat Thüringen soll der Schulbetrieb ab 27. April langsam wieder anlaufen. Zunächst auch hier für die diesjährigen Abiturklassen, für deren Prüfungsvorbereitung. Schüler, die andere Prüfungen, etwa für die mittlere Reife oder besondere Leistungsnachweise ablegen müssen, sollen ab dem 04. Mai wieder in den Unterricht eingegliedert werden.
Für alle anderen Schüler und Schülerinnen soll der Unterricht erst bis Ende Mai bzw. Anfang Juni schrittweise wieder beginnen.

Fazit

Föderalismus ist nüchtern betrachtet eigentlich eine gute Sache, hier hat er sich allerdings wieder einmal von seiner schlechten Seite gezeigt und einen Flickenteppich sondergleichen zutage befördert, der auf Kosten der Schüler, Eltern und Lehrer gehen wird. Nicht zuletzt auch für die Zukunft, wenn später noch lange die Aus- und Nachwirkungen des Schuljahres 2020 spürbar werden.

Vielfach sind die Pläne der einzelnen Bundesländer auch noch nicht ganz ausgereift. In den nächsten Tagen werden deshalb noch zu vielen Punkten – wie betroffene Schüler, Stundenpläne, Aufteilung von Klassen, Betreuung, Mittagessen und vieles andere mehr – weitere Einzelheiten bekannt gegeben.

Fakt ist aber bereits heute, dass es einen „normalen Schulbetrieb“ wie vor dem Ausbruch der Coronakrise auf lange Sicht nicht mehr geben wird. In den kommenden Monaten wird Schule völlig anders ablaufen, als dies alle bislang gewohnt waren. Machen wir alle das Beste daraus, für die Bildung unserer Kinder und damit unserer Zukunft. Und hoffen wir, dass die Infektionszahlen mit dem Coronavirus nicht allzu stark ansteigen werden, damit unser Krankensystem nicht sofort an seine Grenzen kommt.

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