Corona: Warum Diskussionen um Shutdown Lockerungen gefährlich sind.
Wir werden noch sehr lang mit Corona und den Einschränkungen im Alltag zu tun haben.
Es ist echt verwunderlich, welche Themen immer wieder die medialen Diskussionen beherrschen. Auch in Zeiten von Corona. Zunächst gefiel man sich tagelang darin, immer wieder neue Schreckensbilder aus Italien, Spanien oder zunehmend auch aus deutschen Risikogebieten zu zeigen. Die Fallzahlen von Corona Infizierten, Genesenen, sich in Isolation befindlichen Personen und nicht zuletzt auch der an Covid-19 verstorbenen Menschen konnten gar nicht aktuell genug sein. Im Stundenrhythmus wurden die Zahlen gesendet und auf allen möglichen Kanälen publiziert. Ergänzend dazu wurden die Zahlen immer wieder in Diagrammen, Kurven und sonstigen optischen Spielereien dargestellt. Dass jeder dabei andere Infektionszahlen zu haben schien, irritierte nur noch die Zuschauer, die schon bald den Überblick verloren. Den Sendern und Medien schien das egal, Hauptsache irgendwelche Zahlen.
Doch das Interesse daran ließ bald merklich nach. War am Anfang der Epidemie das Überschreiten von 1.000 Infizierten in NRW noch eine Schlagzeile wert, werden heute bundesweit 3.000 Neuinfizierte pro Tag nur noch schulterzuckend und ohne großen Widerhall zur Kenntnis genommen. Selbst über 1.000 inzwischen an Covid-19 verstorbene Menschen sind nur noch eine Randmeldung wert.
Schreckensnachrichten stumpfen die Empfänger irgendwann ab. Neue Schlagzeilen müssen her. Da bietet es sich offenbar geradezu an, über alsbaldige Lockerungen der Einschränkungen im #Shutdown zu spekulieren.
Warum das viel früh und zudem gefährlich ist, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Corona geht gerade erst los
Auch die Politik hat sich Stand heute (06. April 2020) noch nicht klar dazu geäußert, wann die drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland wieder gelockert werden können. Das weiß im Moment natürlich niemand genau, trotzdem nähren Politik und Medien die Hoffnung bei den Menschen, nach Ostern könnte das alte, normale Leben wieder weitergehen. Niemand traut sich im Moment, den Menschen und Wählern reinen Wein einzuschenken.
Dabei ist Fakt: Die Coronakrise hat gerade erst begonnen. Und ob wir überhaupt wieder in das alte Leben, wie vor Corona zurückkehren können – oder wollen – ist völlig unsicher. Dass dies aber keinesfalls direkt nach Ostern oder vor dem Sommer passieren kann, das steht absolut fest.
Pandemie
Warum das so ist, lässt sich mit dem Auftreten, Verlauf und Vergehen von Pandemien erklären. Ohne einen Impfstoff kann es erst durch eine sogenannte Herdenimmunität zum Erliegen der Pandemie kommen. Das bedeutet konkret, dass sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland mit dem Virus infiziert haben und sich davon wieder erholt haben müssen. Dann sind diese Menschen immun. Nur so kann die Infektionskette wirksam unterbrochen werden. Weitere Infektionen treten dann nicht mehr auf und der Ausbruch kommt zum Erliegen.
Für Deutschland in der Coronakrise bedeutet dies in Zahlen, dass sich bis zu 56 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infizieren müssen. Stand heute haben wir etwas mehr als 100.000 Infizierte, die offiziell registriert wurden. Rechnet man dazu noch eine gewisse Dunkelziffer, kommt man auf eine derzeit aktuelle Herdenimmunität von rund 1 Prozent der Bevölkerung.
Sollte man also den Shutdown beenden und auf eine weitgehende Infizierung der Menschen hoffen? Wenn man die Pandemie schnell beenden will, eindeutig ja.
Dabei vergisst man jedoch den Umstand, dass einige Menschen ernsthaft an Covid-19 erkranken, eine schwere Lungenentzündung entwickeln und im Krankenhaus intensiv behandelt und beatmet werden müssen. Und man vergisst, dass Stand heute in Deutschland rund 2 Prozent aller Infizierten am Ende an Covid-19 sterben.
Für geschätzte 2,8 Mio. gleichzeitig ernsthaft Erkrankte ist unser Krankensystem niemals ausgelegt. Es würde unweigerlich zu Situationen kommen, in denen Ärzte entscheiden müssen, wer weiter beatmet und wer nicht mehr weiter behandelt und damit sterben wird. Die Krankenhäuser wären wohl noch schlimmer überlastet als dies in den schrecklichen Bildern, die uns aus Italien erreicht haben, zu sehen war.
Außerdem würde eine freigegebene Durchseuchung der Bevölkerung (zur schnellen Herstellung einer Herdenimmunität) bedeuten, dass letztlich über 1 Million Menschen an Covid-19 sterben würden. Kein Politiker wird für diese Masse an Toten die moralische Verantwortung übernehmen wollen, und das kann auch keine Gesellschaft.
Maßnahmen müssen lange weiter bestehen
Deshalb muss es weiterhin das absolute Ziel bleiben, die Infektionsketten durch die Shutdown Maßnahmen zu unterbrechen. Soziale Kontakte müssen auf ein absolutes Minimum herunter gefahren werden. Infektionen von Mensch zu Mensch müssen möglichst zu 100 Prozent vermieden werden.
Nur so kann verhindert werden, dass sehr viele Menschen gleichzeitig infiziert sind. Nur so kann vermieden werden, dass die Krankenhäuser überlastet werden und die Intensivbetten nicht für alle Erkrankten ausreichen.
Dafür müssen die Shutdown-Maßnahmen weiter verlängert werden. Solange kein Impfstoff gegen Corona gefunden ist, ist dies der einzige moralisch zu vertretende Weg. Und dieser Weg bedeutet, dass die strengen Corona Maßnahmen wahrscheinlich für 1 Jahr aufrecht erhalten werden müssen. Sonst werden wir die Corona Epidemie nicht in den Griff bekommen.
Nur wenn die Reproduktionszahl, das ist die Anzahl der Menschen, die ein Infizierter wiederum mit Corona ansteckt, massiv gesenkt wird, dann kann man an eine frühere Lockerung denken. Eine Reproduktionszahl von unter 1 würde zu einer Abnahme der Infektionen führen.
Diese Reproduktionszahl lässt wiederum nur durch eine sehr stringente Durchsetzung der Shutdown Maßnahmen spürbar senken. Alles steht fällt also mit der Durchsetzung von „Social Distancing“, sprich der absoluten Kontaktsperre.
Sehr gut erklärt wird dies in diesem Video:
Quelle: YouTube
Wer also jetzt wieder die Shutdown Maßnahmen lockern oder aufheben will, der riskiert, dass die Reproduktionszahl merklich ansteigt und sich immer mehr Menschen mit Corona infizieren und wiederum andere anstecken. Das würde zu den oben beschriebenen Auswirkungen führen, die sich niemand ernsthaft wünschen kann.
Fazit
Wenn das alles, wie Herdenimmunität, Reproduktionszahl, Epidemiologie und vieles mehr, auch nicht ganz leicht zu verstehen ist, so bleibt als Konsequenz letztlich doch die Erkenntnis, dass eine Pandemie eine Sache ist, die man nicht in Tagen oder Wochen beenden kann. Solange kein Impfstoff in Massen verfügbar ist, braucht es Zeit, und das heißt eher Monate und Jahre als Tage oder Wochen.
Alle Berichte zu Lockerungen nach Ostern oder bis zum Sommer sind deshalb nur Schall und Rauch im medialen Nebel. Sie schüren unerfüllbare Hoffnungen bei den Menschen.
Es wird dringend Zeit, dass Verantwortliche in der Politik und den Medien der Bevölkerung die Wahrheit über die Länge der Shutdown Maßnahmen sagen.
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