CDU bekommt Fracksausen
Merkel erlebt Déjà-vu.
Wie vor jeder Wahl, so kommen auch diesmal wieder zahlreiche Hellseher und Weissager angekrochen und sagen auf die Kommastelle genau das Ergebnis der bevorstehenden Bundestagswahl voraus. Welche Unsummen an Geld und Zeit damit immer aufs Neue sinnlos verbrannt werden. Und wie jedesmal – mit Ausnahme der ersten freien Wahlen zur Volkskammer der im Jahre 1990 noch bestehenden DDR, als der Ost-SPD die absolute Mehrheit vorausgesagt wurde – wird die SPD in Grund und Boden geschrieben.
Warum, so fragen sich die weisen Herren der Meinungsforschungsinstitute beim Blick in ihre Glaskugel, schicken die Sozialdemokraten überhaupt noch Kandidaten ins Rennen um Stimmen und Sitze? Die Antwort ist schon im Wort Sozialdemokraten enthalten. Es sind demokratische Wahlen, bei der jeder das Recht hat, um das Vertrauen der Wähler zu werben. Deshalb treten auch die zahlreichen, vermeintlich kleinen Parteien, wie Bündnis 21/RRP, BIG, Freie Wähler, ödp oder PSG, an, denn auch sie sind Teil dieser Demokratie und für deren Erhalt äußerst wichtig.
Zum Glück herrschen bei uns noch nicht amerikanische Verhältnisse, bei denen die Wahlen praktisch jedesmal zwischen nur 2 Parteien, den Republikanern und Demokraten entschieden werden. Auch wenn sich manche Forschungsinstitute offenbar nach solchen Zuständen sehnen, denn bei ihnen dreht sich alles nur um CDU/CSU oder SPD. Andere Wahlentscheidungen bleiben dem Wähler in deren Vorstellung gar nicht.
Doch der Wähler ist äußerst unberechenbar. Er hält sich nicht nur nicht an das Lagerdenken der Meinungsforscher, er ist auch noch äußerst sprunghaft und kurz entschlossen, wenn es um das Kreuz auf dem Wahlzettel geht. So wird es auch bei der diesjährigen Bundestagswahl wieder zur „faustdicken Überraschungen“ am Wahlabend kommen, wenn die CDU und ihre Kanzlerin doch nicht so haushoch gewinnen, wie das alle seit Monaten daherbeten. Ganz so wie bei den Wahlen 2002 und 2005, als Gerhard Schröder und seine SPD „überraschend“ gut abschnitten, und 2009 als Angela Merkel sich trotz eines vorhergesagten sicheren Sieges gerade noch so über die Ziellinie schleppte.
Das gleiche trifft auch auf Landtagswahlen zu. Wochen- und monatelang weisgesagte und viel diskutierte Wahlprognosen erwiesen am Wahlabend meist als heiße Luft.
Angela Merkel weiß ganz genau, daß sie auf die Wahlprognosen nicht viel geben kann. Ihre zwei Zittersiege bei den letzten Bundestagswahlen hat sie nicht vergessen. Unruhe macht sich deshalb breit. Sie fordert nun auch lautstark von ihren Anhängern und Wahlkampftruppen, daß sie entschlossen bis zum Schluß um jede Stimme kämpfen sollen.
Viele denken vielleicht: Die Wahl ist schon gelaufen. Viele denken vielleicht, irgendwie werde ich schon Kanzlerin bleiben.
So warnte Merkel am letzten Sonntag auf einer Wahlkampfveranstaltung in Düsseldorf. Sie weiß, daß zu viel Siegesgewißheit gefährlich werden kann. Wenn alles schon entschieden scheint, dann werden auch viele Wähler erst gar nicht den Weg zur Wahlurne auf sich nehmen. Und das könnten am Ende die entscheidenden Stimmen sein.
Und es gibt noch ein weiteres Problem für Merkel. Seit dem TV-Kanzlerkanzlerduell legen SPD und Steinbrück in den Umfragen zu. Die Wahlkampfverweigerung der CDU läßt sich nicht bis zum Schluß durchhalten. Merkel muß nun zu Sachthemen Stellung nehmen und Position beziehen. Und das scheut sie bekanntermaßen wie der Teufel das Weihwasser. Der einschläfernde Wahlkampf nimmt nun doch noch Fahrt auf und Merkel beginnt zu patzen. In der Syrien-Frage läßt sie sich von den europäischen Partnern vorführen, in der NSA-Affäre tritt ihr Versagen und das der gesamten Bundesregierung glasklar ans Licht und in der Koalition rumort es heftig, vor allem aus München. Die bayerischen Landtagswahlen, die am kommenden Sonntag genau eine Woche vor den Bundestagswahlen stattfinden, könnten noch großen Einfluß auf das Ergebnis im Bund haben, aus der Sicht der Kanzlerin auch negativen .
So wird die Bundestagswahl doch schon spannend. Und eigentlich war sie es die ganze Zeit. Nur die Systemmedien haben von Anfang versucht, die schwarz-gelbe Koalition vorfristig als Sieger hinzustellen, und deshalb dem Wahlkampf praktisch seine Daseinsberechtigung abgesprochen. Doch entschieden ist noch gar nichts. Da helfen auch nicht die neuerlichen Versuche, die Grünen, den möglichen Koalitionspartner der SPD, in Grund und Boden zu schreiben.
Nächste Woche, Sonntag um 18 Uhr wird feststehen, wer dieses Land regieren wird. Nicht vorher. Und noch kann Merkel das Spiel in letzter Minute verlieren.
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