1982 Krieg um Falkland – was wird aus Gibraltar?
1982 vertrieb man die Argentinier von den Falkland-Inseln. Wie wird Großbritannien bei der Verteidigung von Gibraltar gehen?
Am 02. April 1982 fiel der britische Militärstützpunkt Port Stanley auf den Falklandinseln. Der Union Jack wurde eingeholt und die blau-weiße Fahne Argentiniens gehißt. Die Malvinas, wie die Falklandinseln in Argentinien heißen, waren wieder unter der Kontrolle der Südamerikaner.
Doch es sollte nur ein kurzer Triumph werden. Am 14. Juni 1982 eroberten die Engländer die weit abgelegenen Inseln, 13.000 Kilometer trennen die Falklands von der britischen Insel, zurück. 907 Menschen mußten ihr Leben für diesen sinnlosen Waffengang hergeben, darunter 649 argentinische und 255 britische Soldaten und 3 zivile Opfer aus der Inselbevölkerung.
Gründe für den Falkland-Krieg
Warum es überhaupt zu diesem Krieg kam, läßt sich nur mit den innenpolitischen Problemen in Argentinien als auch in Großbritannien erklären. General Leopoldo Galtieri, der durch einen Putsch die Macht in Argentinien übernommen hatte, wollte mit der Rückeroberung der Malvinas seine politische Stellung im Heimatland sichern. Die schnelle Einnahme der Falklands brachte ihn diesem Ziel für einen kurzen Moment näher.
In Großbritannien war die Lage ähnlich. Premierministerin Thatcher war in der eigenen Bevölkerung nach zahlreichen sozialen Kahlschlägen und gleichzeitigen Steuererleichterungen für Reiche geradezu verhaßt. Der Waffengang am anderen Ende Welt schien deshalb bestens geeignet zu sein, um von den innenpolitischen Problemen abzulenken. Der Sieg über die argentinischen Eindringlinge auf den Falklandinseln brachte Thatcher den Respekt der Briten und den Titel „Eiserne Lady“ ein. Man war wieder jemand und Thatcher wurde bei der nächsten Wahl haushohe Siegerin.
Daß der Krieg geschätzte 1,2 Milliarden Dollar kostete, spielte keine Rolle. Auch die Tatsache, daß die Falklands in Zeiten von Atombomben, Satellitenüberwachung, Langstrecken-U-Booten und -Bombern nur noch eine winzig kleine strategische Bedeutung besitzen, alljährlich aber viele Millionen Euro für den Unterhalt verschlingen, interessierte niemanden. Es ging einzig ums Prinzip, keinen Meter britischen Boden kampflos herzugeben. Obwohl man genau das andernorts bereits getan hatte.
Der Brexit und das Schicksal von Gibraltar
Exakt 35 Jahre nach dem Krieg um die Falklandinseln scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Wieder geht es um ein kleines Stück Großbritannien, auf das andere einen Anspruch zu haben gedenken. Diesmal geht es um Gibraltar, jenen kleinen Zipfel an Europas Südküste, das Spanien seit jeher als Stachel im eigenen Fleisch empfindet.
Damit hätten die eifrigsten Brexit-Befürworter wohl nicht einmal im Traum gerechnet. Ausgerechnet ihr Rückbesinnen auf die vermeintliche nationale Stärke könnte für Gibraltar das Ende der britischen Vorherrschaft bedeuten.
Die in den kommenden 2 Jahren anstehenden Brexit-Verhandlungen zum Ausstieg Großbritanniens aus der EU werden absehbar zum Streit um Gibraltar führen. Spanien hat bei allen Entscheidungen im EU-Austrittsprozeß, die den Affenfelsen – wie Gibraltar auch abfällig genannt wird – betreffen ein Veto-Recht. Sämtliche zwischen der EU und Großbritannien ausgehandelten Vereinbarungen werden deshalb nur dann auch für Gibraltar gelten, wenn Spanien und die Briten sich darüber einig geworden sind.
Damit hat Spanien ein großes Pfund in der Tasche, von dem man bisher nur träumen konnte. In der Vergangenheit konnte man Gibraltar und damit Großbritannien nur ein wenig ärgern, indem man an der Grenze hin und wieder den Zugang zur Exklave behinderte. Das war reine Symbolpolitik, doch mehr war für die Spanier nicht drin.
Jetzt kann Spanien das Vereinigte Königreich erstmals richtig erpressen, wenn man es darauf anlegt. Beispielweise bei dem Punkt Freihandelsabkommen, das die Briten so schnell wie möglich nach dem Brexit mit der EU abschließen wollen. Ohne Spaniens Zustimmung würde solch ein Abkommen nicht für Gibraltar gelten. Somit könnte man die britische Exklave ganz leicht wirtschaftlich aushungern lassen.
Wie weit wird Großbritannien diesmal gehen?
Gibraltar hatten wohl die wenigsten Brexit Befürworter auf dem Zettel, doch nun müssen sich die Briten dieser Tatsache stellen. Mit dem Austritt aus der EU könnten sie auch die Vorherrschaft über Gibraltar verlieren.
Niemand glaubt, daß Großbritannien einen Waffengang wie gegen Argentinien 1982 heute gegen Spanien durchführen würde oder auch nur könnte. Deshalb wird der Brexit am Ende dazu führen, daß Großbritannien und Spanien sich nach Jahrzehnten an einen Tisch setzen müssen, um über das weitere Schicksal von Gibraltar zu verhandeln. Und diesmal werden die Spanier die Trümpfe in ihren Händen halten.
Daß der Union Jack noch lange über dem Affenfelsen wehen wird, ist nach dem Brexit unsicherer denn je.
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