Der Milchgipfel ist der tatsächlich der Gipfel – der Dreistigkeit.

Der niedrige Milchpreis veranlaßt die Politik mal wieder zum Aktionismus.

Die Bauern rufen und CDU und CSU springen. So war es immer in der westdeutschen Bundesrepublik und so ist es auch noch heute in der wiedervereinigten Bundesrepublik Deutschland.
Schon die EU (früher EG und EWG) wurde ursprünglich für die Unterstützung der Bauern und der Kohleindustrie gegründet. Wann immer die Bauern nach mehr Geld gerufen haben, rollte auch der Rubel. Nicht selten als direkte Zahlung aufs Konto der Landwirte.

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Wirtschaftliches Arbeiten

Richtig zu wirtschaften haben die Bauern u.a. auch deshalb nie gelernt. Man produzierte munter drauf los oder einigte sich mit der Politik auf irgendwelche Quoten. Kam bei den Erlösen am Ende jedoch zu wenig heraus, glich der Staat, d.h. der Steuerzahler, die Verluste bzw. Mindereinnahmen großzügig aus. Mancher Bauer lebt zur Hälfte vom Staat.

So wurde ein ganzer Wirtschaftszweig über Jahrzehnte gepampert, während andere für die Zukunft Deutschlands durchaus wichtigere Branchen dem freien Spiel der Marktkräfte überlassen wurden. Deshalb findet man heute in Deutschland keinen eigenständigen Computerhersteller mehr und selbst die kleinen Systemhäuser und Computerhändler wurde schon lange aus dem Markt gedrängt.
Heute kauft man seinen Computer entweder online, in den zwei Elektronik-Handelsketten oder bei den Lebensmittel-Discountern. Natürlich stammen diese Geräte samt und sonders aus Asien, egal welches Label auf dem Computer prangt. Und der Niedergang der deutschen IT-Hardware-Branche ist nur ein Beispiel für viele.

Milchquote

Nur die Bauern bekamen von der freien Marktwirtschaft nichts mit. Ihre Einkünfte waren zu einem großen Teil über die staatlichen Subventionen gesichert, und das sind sie noch immer.

Einzig beim Thema Milch hat es eine kleine Veränderung mit großer Wirkung gegeben. Am 01. April 2015 wurde EU-weit die Quotenregelung für Milch aufgegeben. Ab diesem Datum konnte jeder Bauern soviel Milch produzieren wie er wollte. Obermengen und Quoten gab es nicht mehr.

Jeder Fünfjährige konnte sich vorher ausmalen, was nach diesem 01. April passieren würde. Es war abzusehen, daß jeder Bauer so viel Milch produzieren würde wie er nur konnte, um endlich dicke Kohle machen zu können. Die böse EU hatte ihm das ja immer verboten. Und so kam es auch. Die Bauern produzierten wie verrückt und die Menge der auf dem Markt befindlichen Milch stieg stark an.

Leider wurden die Bauern noch nie mit den Gesetzen der Marktwirtschaft und der Preisfindung konfrontiert, und so sahen sie ganz verwundert auf den Milchpreis und mußten erleben, wie dieser immer weiter absank. Teilweise bekommen sie heute weniger als 20 Cent pro Liter Milch, viel weniger als sie zum wirtschaftlichen Überleben bräuchten.

Die Milch wurde verschüttet | Foto: Pixabay.com, CC0 Public Domain

Die Milch wurde verschüttet | Foto: Pixabay.com, CC0 Public Domain

Milchpreis

Den Zusammenhang zwischen angebotener Menge und Preis einer Ware wollen sie auch jetzt noch nicht erkennen und rufen deshalb nach der Politik. Die Politik soll gefälligst aktiv werden und am besten per Gesetz verfügen, daß die Milch nicht unter 40 Cent kosten darf.
Das wäre Planwirtschaft in Reinstform. Ausgerechnet die Union aus CSU und der CDU, der Partei deren einstiger Kanzler Ludwig Erhard die Marktwirtschaft einführte, soll den Bauern dabei helfen. Und sie scheint tatsächlich über das Stöckchen springen zu wollen und hielt deshalb heute in Berlin einen so genannten Milchgipfel ab.

Dieser Gipfel ist wahrlich ein Gipfel. Ein Gipfel der Dreistigkeit der Bauern, die anstatt den Gesetzen des Marktes zu folgen und die Milchmenge zu reduzieren, nach immer mehr Subventionen und staatlicher Hilfe rufen.

Marktbereinigung

Wenn Bauern nicht wirtschaftlich arbeiten wollen oder können, müssen sie ihren Platz räumen. Jedes andere Unternehmen geht pleite, wenn es am Markt nicht bestehen kann, ohne daß sich die Politik darum kümmert. Das muß auch für Bauern gelten.

Wer mit der intensiven Milchproduktion nicht überleben kann, sollte selbst den Finger rühren und nach Alternativen Ausschau halten. Bessere Milch, extensive Produktion, Selbstvermarktung, BIO und und und. Es gibt so viele Möglichkeiten für die Bauern, wenn sie nur wollen. Wer jedoch nicht ausreichend flexibel ist, muß beiseite treten. So einfach ist das. Und das müssen die Bauern nun endlich begreifen. Jeder kleine Angestellte tut dies doch auch.

Ausblick

Man darf allerdings davon ausgehen, daß CDU und CSU den Bauern wieder das Geld der Steuerzahler hinterhertragen werden, schließlich sind im nächsten Jahr wichtige Wahlen. Der Verbraucher zahlt so oder so für die Milch. Entweder direkt im Laden oder über die Subventionen für die Bauern.

Langfristig wird dies aber nicht das Problem lösen können. Der Milchpreis wird weiter sinken und das Bauernsterben wird weitergehen. Die Bauern sind nicht systemrelevant und ihre Produkte sind nicht alternativlos. Die Globalisierung wird um die deutschen Bauern keinen Bogen machen.

 

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