Das Ende der Milchquote

Am 01. April gibt die EU die Quotenregelung für Milch auf.

Die Landwirte zittern EU-weit vor dem 01.04.2015. Dann endet von heute auf morgen eine der nutzlosesten EU-Regeln, die Milchquote. Milch-Bauern dürfen zukünftig so viel Milch produzieren, wie sie wollen.

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Über 30 Jahre hat die EU alljährlich Milchquoten festgelegt, um die Produktion von Milch an die Nachfrage anzupassen. Die berühmten Milchseen und Butterberge sollten so eigentlich vermieden werden. Bauern durften deshalb nur soviel Milch produzieren, wie sie entsprechende Kontingente besaßen. Überschritten sie die erlaubten Mengen, dann mußten sie eine Strafzahlung leisten. Dadurch sollten die Bauern eine wirtschaftliche Sicherheit erhalten. Wenn immer nur soviel Milch produziert wird, wie der Markt verlangt, dann bleibt der Preis stabil und die Einkünfte der Bauern sind gesichert. So der gemeinsame Traum der EU und der Landwirte.

Das war jedoch Planwirtschaft in Reinstform und funktionierte von Anbeginn nicht. Meist lagen die festgelegten Milchquoten, die ständig angepaßt und verschlimmbessert wurden, weit über der Nachfrage. Außerdem uferte die Bürokratie europatypisch aus. Es hielt sich fast niemand an die bestehenden Quoten und der Milchpreis, der hauptsächlich von dem großen Supermarkt- und Discounter-Ketten bestimmt wird, sank für die Landwirte oftmals unter die Wirtschaftlichkeitsgrenze. Mit zuletzt 32 Cent pro Liter, die die Bauern für ihre Milch erhielten, war wirtschaftliches Überleben kaum mehr möglich.

Marktfreigabe wird für Turbolenzen sorgen

Nun könnte alles noch viel schlimmer kommen, zumindest aus der Sicht der Bauern. Mit dem Auslaufen der Milchquote am 01. April 2015 kann jeder Landwirt soviel Milch an die Molkerei verkaufen, wie er will und kann. Der Preis der Milch wird dann im freien Spiel von Angebot und Nachfrage ermittelt.

Man darf allerdings schon heute fest davon ausgehen, daß der Preis erheblich sinken wird. Was die Verbraucher freuen wird, kann sich für die Bauern zur Existenzgefährdung auswachsen. Zwar hat die EU noch einen letzten Anker eingebaut, da sie Milch aufkaufen will, falls die Preise auf Dumping-Niveau absinken sollten, trotzdem ist eine tiefgreifende Marktbereinigung auf Erzeugerseite zu erwarten. Besonders kleinere Höfe mit weniger als 100 Kühen werden kaum überleben können. Nur die produktiveren Höfe mit großen Herden werden sich am Ende behaupten können.

Schweiz als Blaupause

Ein Blick auf die Schweiz sollte für letzte Klarheit sorgen. Im südlichen Nachbarland wurde die schweizer Milchquote, die einst der EU-Regelung nachempfunden wurde, bereits 2009 wieder aufgegeben. Die Folge war ein massives Höfesterben. Rund 25 Prozent der Milchbauern haben nach dem Wegfall der Quote aufgegeben müssen. Der Hauptgrund dafür ist der niedrige Milchpreis, der sofort nach der Freigabe der Milchmengen um 20 Prozent nachgegeben hat und seitdem auf diesem Niveau verharrt.

Fazit

Auch wenn die Abschaffung der Milchquote dafür sorgen wird, daß einige Bauern aufgeben müssen, ist sie doch zu begrüßen. Als eine der letzten großen Subventionsbastionen gehört die Landwirtschaft EU-weit grundlegend reformiert. Während andere Wirtschaftszweige tagtäglich in der realen Marktwirtschaft bestehen müssen, werden Bauern seit Gründung der EU und ihrer Vorgänger massiv finanziell unterstützt. Manch ein Hof lebt hauptsächlich vom Geld aus Brüssel. Allein im Jahr 2012 wurden so 5,4 Milliarden Euro an Agrarsubventionen an deutsche Bauern verteilt. Dieser Sumpf muß schleunigst trocken gelegt werden.
Der Gesetzgeber muß dafür sorgen, daß der Tierschutz und die Gesundheit der Verbraucher beim zügellosen Gewinnstreben nicht auf der Strecke bleiben.

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