Steigender Pflegebedarf in Deutschland

Der Umbau der Pflegesysteme ist dringend notwendig.

Eine Studie der OECD kommt zu dem Ergebnis, daß sich die Kosten für die Pflege von älteren Menschen bis zum Jahr 2050 mindestens verdoppeln werden. Rund 2,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes wird Deutschland dann für die Pflege ausgeben müssen. Heute sind es 1,3 Prozent. Mit den abnehmenden Bevölkerungszahlen werden diese steigenden Lasten auf immer weniger Schultern verteilt werden müssen. Eine umfassende Reform der Pflegeversicherung ist dringend nötig, wenn das System in absehbarer Zeit nicht komplett kollabieren soll.
Schon heute sind aufgrund des unzureichenden Umfangs von Leistungen zum Teil eklatante Mängel in der Qualität der Pflege und Versorgung zu erkennen. Die vergangenen Versuche, die Pflege auf gesunde Beine zu stellen, sind gescheitert. Was gebraucht wird, ist eine Pflege, die qualitativ und personell verbessert wird, die würdevoll mit den Betroffenen umgeht, die auch eine 24 Stunden Pflege zu Hause möglich macht, die Angehörige entlastet und die solidarisch finanziert wird.

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All das kostet Geld. Die Finanzierung der Pflegeversicherung muß komplett umgestellt werden, von der Teilkaskoversicherung auf eine Vollkasko. Die Beschäftigten in den Pflegeberufen sind bereits heute völlig überfordert. Zu wenig Personal, daß zum Teil deutlich unterbezahlt ist, führt dazu, daß die Pflege der Betroffenen im Minutentakt ohne Bezug zum Patienten durchgeführt werden muß, wenn die Fülle an Arbeit überhaupt geschafft werden soll. Würdevolle Pflege sieht anders aus. Ein Zustand, mit dem weder die Pflegekräfte noch Pflegebedürftigen zufrieden sind.
Dazu kommen noch die Auswirkungen des Lohndumpings, das besonders unter der schwarz-gelben Bundesregierung in allen Bereichen der Wirtschaft massiv ausgeweitet wurde. Die Einführung eines Mindestlohns, 8,50 EUR in West und 7,50 EUR in Ost, konnte daran nur wenig ändern. Immer wieder wird versucht, auch noch diesen geringen Mindestlohn zu drücken. Die Fluktuation in der Pflegebranche ist deshalb entsprechend groß. Im Bereich der privaten Pflege werden meist Frauen aus dem ehemaligen Ostblock beschäftigt, die dann für wenige hundert Euro im Monat die Pflege der Eltern der Auftraggeber rund um die Uhr übernehmen. Ob diese Frauen aber allen Qualitätsansprüchen gerecht werden können, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Gerade im Bereich der Vermittlung von osteuropäischen Pflegekräften tummeln sich doch einige schwarze Schafe am Markt.

Die jetzige Bundesregierung ist beim Thema Pflege zerstritten und steckt ob dieser Probleme den Kopf in den Sand. Bundesgesundheitsminister Bahr (FDP) versuchte zwar einige, vorallem finanzielle Verbesserungen für Angehörige für die Zukunft durchzusetzen, doch seine Ministerkollegen aus den Ressorts Arbeit und Wirtschaft machten selbst diese kleinen Ansätze zunichte. Bundesarbeitsministerin von der Leyen, zuständig auch für die Rentenversicherung, lehnte Zahlungen für gemeinsame Urlaube von Angehörigen und Pflegepersonen, ähnlich den Mutter-Kind-Kuren, aus dem Topf der Rentenversicherung ab.
Das Ende März doch noch beschlossene Pflege-Reförmchen enthält hauptsächlich Verbesserungen für Demenzkranke. Die noch im Koalitionsvertrag vorgesehene kapitalgedeckte Zusatzversorge wird es aber nicht geben. Die Grundsatzfrage, wie wir im Alter gepflegt werden wollen, wurde nicht betrachtet. Die dringend notwendige Lösung dieses gesellschaftlichen Problem wurde ein weiteres Mal in die Zukunft verschoben.

Quellen: OECD, Zeit, verdi

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