Ist Ehre käuflich?
Wulff erhält den vollen Ehrensold. Die Empörung darüber ist riesengroß.
Das Bundespräsidialamt hat entschieden. Wulff soll den Ehrensold, der ehemaligen Bundespräsidenten bis zu deren Ableben zusteht, in voller Höhe erhalten. 199.000 EUR werden so Jahr für Jahr auf die Konten von Christian Wulff fließen. Das entspricht einer Rente von 545 EUR pro Tag. Für die knapp anderthalb Jahre, die er überhaupt im Amt des Bundespräsidenten war, ist das eine stattliche Entschädigung. Die meisten Arbeitnehmer zahlen ihr Leben lang ein und sind schon froh, wenn sie mit 65 Jahren oder zukünftig 67 Jahren ohne Abzüge in Rente gehen dürfen und ihnen 545 EUR pro Monat für den Lebensabend bleiben.
Doch Wulf ist erst 52 Jahre alt. Den Ehrensold soll er trotzdem bekommen. Bis zum Lebensende. Wenn man davon ausgeht, daß Wulff locker die 85 erreicht, körperliche Anstrengungen sind ihm ja eher fremd, dann wird der schlechteste Bundespräsident aller Zeiten den Steuerzahler 6,5 Mio. EUR kosten. Zuzüglich der Kosten für einen Fahrer, einen persönlichen Referenten und ein Büro mit Sekratariat, die ihm weiterhin zur Verfügung stehen.
Steht Wulff dieser Ehrensold zu?
Nach gesundem Gerechtigkeitsempfinden: eindeutig Nein. Der Erhalt eines Ehrensolds setzt das Vorhandensein von Ehre voraus. Doch das ist nur die moralische Seite der Geschichte. Die Gründungsväter der Bundesrepublik hatten wohl nicht bedacht, daß es irgendwann einmal dazu kommen könnte, daß ein Totalaufall wie Wulff sich im Schloss Bellevue breitmachen könnte. Und so haben sie bei der Regelung des Ehrensolds nicht daran gedacht, daß es Bundespräsidenten geben könnte, die nach nur 18 Monaten in den Sack hauen müssen, weil ihnen der Staatsanwalt auf den Fersen ist. Und schon gar nicht bedachten sie, daß so jemand weit unter 65 Jahren alt sein könnte.
Diese Lücke fällt nun dem Steuerzahler auf die Füße. Einzig der Rücktritt aus persönlichen Gründen könnte zur Nichtgewährung des Ehrensolds führen, politische oder gesundheitliche Gründe nicht. Deshalb versuchte Wulff in seiner Abschiedsrede alles, um seinen Rücktritt politisch zu begründen. Daß er nur zurücktrat, weil die Staatsanwaltschaft Hannover tagszuvor historisch einmalig die Aufhebung der Immunität des Bundespräsidenten beantragte, wurde geflissentlich unter den Schloß-Teppich gekehrt.
Das Bundespräsidialamt bestätigte, daß Wulff den Ehrensold bekommen soll. Für diese Entscheidung waren zwei Beamte zuständig. Einer von ihnen ist der Chef des Bundespräsidialamtes Lothar Hagebölling. Dieser Lothar Hagebölling war interessanterweise der Chef der Staatskanzlei in Hannover, genau zu der Zeit als Wulff Ministerpräsident von Niedersachsen war. Wulff höchstpersönlich machte ihn zum Chef des Bundespräsidialamtes und damit zum ranghöchsten beamteten Staatssekretär der Republik. Gut wenn man über „Freunde“ an den entscheidenen Schaltstellen der Macht verfügt. Der Anti-Korruptionsverein „Cleanstate e.V.“ überlegt deshalb, Strafanzeige wegen möglicher Untreue gegen Hagebölling zu stellen.
Was bedeutet Ehre?
Die Definition sieht folgendermaßen aus:
Ehre bedeutet die Achtungswürdigkeit einer Person. Jemanden ehren bedeutet, ihm eine neue Ehre zuzuerkennen.
Das Gegenteil der Ehre ist die Schande.
Was ist der Sold?
Die Definition sieht folgendermaßen aus:
Der Sold ist die Bezahlung für bestimmte Dienste.
Nach der Definition sollte der Ehrensold also die Achtungswürdigkeit der Person und von ihr geleistete Dienste voraussetzen. Bei Wulff gereichte weder zu dem einen noch zum anderen. Einen Ehrensold hat er deshalb aus moralischer Sicht nicht verdient. Rechtlich dürfte es fast unmöglich sein, ihm das Geld zu verwehren. Selbst bei einer Verurteilung Wulffs.
Bliebe noch der freiwillige Verzicht auf das Geld. Doch den wird Wulff wohl nicht erklären. Irgendwie muß er ja den Alptraum aus Klinker in Großburgwedel, die Lebensführung mit Bettina und vorallem die horrenden Kosten der Anwälte, die ihm bei vergangenen und noch zuerwarteten Rechtsangelegenheiten beistehen, bezahlen.
Dem Steuerzahler bleibt nur die Hoffnung, daß Wulff in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weder auf Ayurveda, ausschließlich Kräutertee noch gesunde Lebensweise Wert legt. So könnte sich die Auszahldauer des Ehrensolds ganz automatisch auf biologische Weise klären.
Quellen: Focus (1) (2) (3), Tagesspiegel, SZ
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