Wahl in Mecklenburg-Vorpommern: Hochrechnungen und Analyse

Mecklenburg-Vorpommern hat gewählt. Das ist das Ergebnis der Landtagswahl.

Jetzt ist die Wahl gelaufen. Der Wähler hat gesprochen. Für die Parteien beginnt nun die Aufarbeitung des Wahlergebnisses und die Analyse der Auswirkungen, die der Wählerwille auf ihr weiteres politisches Wirken hat.

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Die Prognose für die heutige Landtagswahl, die unmittelbar nach dem Schließen der Wahllokale aufgestellt wurde, kannst du hier nachlesen.

Hochrechnung/Ergebnis

Vorl. amtliches Endergebnis der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2016:

SPD: 30,6 Prozent
(2011: 35,6 %)

AfD: 20,8 Prozent
(2011: -)

CDU: 19,0 Prozent
(2011: 23,0 %)

Linke: 13,2 Prozent
(2011: 18,4 %)

Grüne: 4,8 Prozent
(2011: 8,7 %)

FDP: 3,0 Prozent
(2011: 2,8 %)

NPD: 3,0 Prozent
(2011: 6,0 %)

 

Wahlbeteiligung: 61,6 %

Sitzverteilung

Aktuelle Sitzverteilung im neuen Landtag von Mecklenburg-Vorpommern:

SPD: 26

CDU: 16

Linke: 11

AfD: 18

Grüne: nicht mehr vertreten

NPD: nicht mehr vertreten

Insgesamt hat der neue Landtag 71 Sitze.

Analyse:

Das bedeutet das Ergebnis der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2016 für die Parteien im Schweriner Schloß*:

SPD

Die SPD verliert deutlich, jedoch weniger Stimmen als vor der Wahl befürchtet. Die Sozialdemokraten bleiben auch weiterhin stärkste Kraft im Schweriner Landtag. SPD-Parteichef Sigmar Gabriel hat damit noch einmal den Kopf aus der Schlinge gezogen. Aber nur, weil die Sozialdemokraten nicht ganz so doll abgeschmiert sind, wie vorhergesagt. Wenn das schon als Erfolg gewertet wird und man sich deshalb als Wahlsieger feiert, dann stehen der SPD noch richtig trübe Tage bevor.

CDU

Das CDU hat das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte in Mecklenburg-Vorpommern eingefahren. Und nicht nur das, die Christdemokraten sind auch nur noch drittstärkste Kraft. Die CDU landete abgeschlagen hinter in der AfD in der Wählergunst. Dieses Erdbeben wird bis nach Berlin zu spüren sein und auch Einfluß auf das Schicksal der Bundeskanzlerin haben. Schließlich ist in Mecklenburg-Vorpommern auch der Wahlkreis von Angela Merkel.
Einfach nur das Gesicht der Kanzlerin auf Plakate zu drucken, zieht nicht mehr. Jetzt muß die CDU endlich auch Inhalte liefern, will sie nicht komplett untergehen und weiter Stimmen an die neue Kraft rechts neben ihr verlieren.

AfD

Die AfD hat es tatsächlich geschafft und hat die CDU auf den 3. Platz verwiesen. Doch die Euphorie der Rechtspopulisten hat einen kleinen Dämpfer erhalten, denn offenbar hatte man sich noch mehr ausgemalt. Das ist den Menschen in Meck-Pom zu deren Glück erspart geblieben. An der Regierungsbildung wird die AfD keinerlei Anteil haben, denn keine der anderen Parteien wird mit den Rechtspopulisten koalieren. Das wäre politischer Selbstmord.

Linke

Die Linke muß deutlich Federn lassen, so wie alle anderen Parteien, die im alten Landtag vertreten waren, auch. Ausgerechnet im Osten, dem eigentlichen Stammland, verlieren die Linken zunehmend an Boden. Ein positiven Aspekt hatte die Wahl die trotzdem. Die Protestwähler ist man los, die sind nun mehrheitlich zur AfD abgewandert. Wer jetzt Linke wählt, will auch wirklich das Programm dieser Partei umgesetzt sehen.

Grüne

Die Grünen haben über die Hälfte ihrer Stimmen verloren und dadurch den Wiedereinzug in den mecklenburgischen Landtag verpaßt. Damit hatte wohl niemand ernsthaft gerechnet.
Die Parteiführung von Bündnis90/Grüne muß endlich klaren Tisch machen. Entweder man will die Partei der arbeitenden Bevölkerung mit links-ökologischer Ausrichtung sein, oder man biedert sich dem Mittelstand an und wird zum Steigbügelhalter der CDU. Beides zusammen funktioniert nicht.

FDP

Die Liberalen haben den Einzug ins Schweriner Schloß abermals verpaßt. Damit bekommt der Höhenflug von FDP-Parteichef Christian Lindner einen deutlichen Dämpfer.

NPD

Die Rechtsradikalen der NPD haben den Wiedereinzug ins Parlament verpaßt. Das ist auch schon der einzige Lichtblick dieser Wahl, wenn auch die Wähler der NPD bei der jetzigen Wahl zur AfD gewandert sind.

Mögliche Koalitionen

Das vorläufige amtliche Endergebnis steht nun nach einem langen Wahlabend fest, und hat für einige Überraschungen gesorgt.  Man nun am Tag 1 nach der Wahl die Schlüsse auf die Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern in der kommenden Legislaturperiode ziehen.

Große Koalition

Die jetzige große Koalition aus SPD und CDU kann und wird ihre Arbeit wohl fortsetzen. Es gäbe zwar die Alternative der Zusammenarbeit mit den Linken, doch diese wird die SPD nicht ergreifen. Sie wird absehbar auch weiterhin mit der CDU koalieren. Ein Zeichen des Kurswechsels in Richtung Berlin wird sie nicht geben, denn dafür müßte sie die Zusammenarbeit mit der CDU beenden.

Rot-Rot-Grün

Die Möglichkeit für eine rot-rot-grüne Koalition gibt es nicht. Die Grünen haben den Wiedereinzug in den neuen Landtag überraschend verpassen. Deshalb ist Rot-Rot-Grün allein aufgrund der Schwäche der Grünen nicht möglich geworden. Der SPD bleibt damit die Entscheidung erspart, ob man sich auf dieses Experiment einläßt.

Rot-Rot

Da es die Grünen nicht wieder in den Landtag geschafft haben, ergibt sich – rein rechnerisch – auch die Option auf eine Koalition aus SPD und Linke. Zusammen haben sie 37 Sitze, das ist ein Sitz mehr als sie benötigen würden.
Schon einmal ergab sich nach einer Wahl in Mecklenburg-Vorpommern diese Option, doch die SPD ging lieber mit der CDU zusammen. So wird es garantiert auch diesmal laufen.

Sellering alter/neuer Ministerpräsident

Es liegt nun an der SPD und ihrem Spitzenkandidaten Erwin Sellering eine neue Koalition zu formen und das Land auch in den kommenden 5 Jahren zu führen.

Tourismus

Die AfD Sitzt nun mit 18 Abgeordneten im neuen Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und wird garantiert für etliche Aufreger, Peinlichkeiten und politischen Eskapaden sorgen, so wie sie es immer getan haben, wenn die Rechtspopulisten in ein Parlament einziehen.
Das Land wird darunter zu leiden haben. Das Ansehen wird national und auch international sinken.

Für eine Region, die fast ausschließlich vom Tourismus lebt, ist das die schlechteste aller Möglichkeiten. Schon heute hat beispielsweise Dresden, die Hochburg von Pediga, AfD und anderen Ausländerfeinden, spürbar unter einer nachlassenden touristischen Nachfrage zu leiden. Doch Sachsen und auch Dresden sind nicht vom Tourismus abhängig, Mecklenburg-Vorpommern schon. Wen jetzt die Touristen wegbleiben, hat das Land an der Ostsee nicht nur unter den Ausbrüchen der AfD im Landtag zu leiden, sondern bekommt auch ganz direkt die Auswirkungen im Portemonnaie zu spüren. So ist das halt mit Protest-Wahlen.

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