Gratis BILD zum Mauerfall

Mal wieder „beglückt“ Springer Deutschland mit einer gratis BILD.

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So langsam wird es zur Routine. Irgendwas Wichtiges oder Historisches steht im Kalender und der Springer Verlag füllt die Briefkasten der deutschen Haushalte mit einer Gratis-Ausgabe der BILD. Meist allerdings ungewollt. Viele der rund 42 Millionen BILD-Ausgaben werden deshalb ungelesen der Endverwertung zugeführt werden. Als Brennmaterial, als Altpapier, zum Auslegen in der Biomüll-Tonne oder als Papierflieger.

Springer dürfte dies jedoch egal, denn wie immer geht es bei der Gratis-BILD vornehmlich ums Geld. Bei Anzeigenpreisen von rund 4 Millionen Euro für eine Seite bleibt eine ganze Menge Geld über in den Kassen von Springer. Ob die BILD dann wirklich gelesen wird, ist Springer reichlich egal. Das war auch bei den bisherigen Gratis Bild zur Wahl, zu Fußball-WM und zum eigenen 60-jährigen Bestehen der Fall.

Gratis BILD zum Mauerfall

Gratis BILD zum Mauerfall

Journalistischer Reinfall

Daß man hauptsächlich aufs Geld schielt, zeigt auch der Inhalt der BILD. Der ist journalistisch mehr als dünn. Man vertritt zwar nach außen hin die felsenfeste Überzeugung, man sei wirklich eine Zeitung, doch im eigenen Hause ist natürlich klar, daß BILD eine Geld-Maschine für Springer ist, aber bei weitem keine Zeitung.

Das zeigt die heute verteilte Gratis BILD zum 25. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin, der morgen am 09. November mit großen Pomp in der deutschen Hauptstadt begangen werden soll, sehr deutlich. Die eigene Gesinnung, eigentlich Hauptaufgabe eines jeden echten Journalisten, kann man nicht hinter dem Berg halten. Natürlich muß man den Christdemokraten Helmut Kohl (CDU) als Kanzler der Einheit feiern. Kohl war aber am Tag des Mauerfalls gar nicht in Deutschland. Er wurde genauso überrascht wie alle anderen. Mag er die Chance zur Wiedervereinigung, die ihm eher in den Schoß gefallen ist, als daß er wirklich daran Anteil hatte, erkannt und genutzt haben, am Mauerfall am 09. November 1989 war Kohl weder persönlich noch politisch beteiligt.

Da wären andere Namen wichtiger gewesen. Willy Brandt beispielsweise, ohne dessen Öffnung nach Osten die Teilung niemals überwunden worden wäre. Oder die ungarische Regierung, die zuallererst Lücken in den Eisernen Vorhang geschlagen hat. Und nicht zu vergessen die Bürgerbewegung in der DDR, mit Leuten wie Bärbel Bohley, Katja Havemann, Rolf Henrich, Sebastian Pflugbeil, Jens Reich und anderen vom Neuen Forum. Die haben dafür gesorgt, daß Druck aus der DDR heraus auf die SED-Regierung entstehen konnte, so daß im Herbst die Menschen in der DDR auf die Straße gegangen sind und die Mauer vom Osten her zu Fall gebracht haben.

Davon liest in der BILD natürlich nichts. Stattdessen werden hohle Ost/West-Klischees bedient, wie „DDR-Technik würde heute so aussehen“, „Vorzeige-Ossis“ dürfen vom tollen Westen prahlen, und West-Großkonzerne das Jubiläum für dümmliche Werbe-Anzeigen hernehmen. So benutzt Volkswagen das Bild der offenen Mauer und den Leitspruch der Montagsdemonstrationen „Wir sind das Volk“ für ihren an Dämlichkeit kaum zu überbietenden Slogan „Wir sind das Auto“. Dabei sollte sich gerade Volkswagen bei solchen Jubiläen tunlichst zurückhalten, hat man den eigenen Namen doch in noch dunkleren Tagen der deutschen Geschickte erhalten und seine eigene noch lange nicht vollständig aufgearbeitet.

Fazit

Als Fazit kann man der Gratis BILD zum Mauerfall attestieren, daß sie alle Erwartungen an sich wirklich erfüllt hat. Politisch voreingenommen, frei von Journalismus und mit verklärtem westlichen Blick auf den Mauerfall und das Ende der DDR.

Das ist ein Medium, Zeitung kann man die BILD wirklich nicht nennen, für das die Menschen im Herbst 1989 in der DDR garantiert nicht auf die Straße gegangen sind. Damals war einer der großen Wünsche der Menschen, der nach einer unabhängigen Presse. Davon kann man BILD nur weiter träumen.

 

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[Letzte Aktualisierung am 22.09.2024 um 21:30 Uhr / * = werbender Link (Affiliate) / Bilder von der Amazon Product Advertising API]