Massive Kritik an Merkel
Wirtschaftswissenschaftler zerpflücken Merkels Europa-Politik.
Das hatte sich Angela Merkel wohl anders vorgestellt. Beim 5. Treffen der Wirtschafts-Nobelpreisträger in Lindau wurde ihre Sparpolitik, mit der sie die Eurokrise beherrschen will, aufs Äußerste kritisiert. Diese falsche Politik Merkels wird extreme Folgen für den Kontinent haben.
Zum ersten Mal hatte sich Merkel zu diesem Treffen gewagt und man darf annehmen, daß es wohl der letzte Besuch der Kanzlerin gewesen sein wird, denn in Lindau wurde sie regelrecht „abgekanzelt“. Die Rede, die Merkel von den Tagungsteilnehmern hielt, rief bei vielen Zuhörern Unverständnis und Erstaunen darüber hervor, wie wenig Merkel von Wirtschaft und Geldpolitik versteht.
Merkel stellte in doch tatsächlich die Frage in den Raum, ob „man sich für Wachstum eigentlich immer verschulden müsse“. Das Wehklagen der Wissenschaftler über soviel naive Unkenntnis war unüberhörbar. Den Zusammenhang von Geldvermehrung, Wachstum und Schulden hat die Kanzlerin wohl tatsächlich nicht verstanden. Auch das scheint für sie Neuland zu sein.
Die Kritik der Wirtschaftswissenschaftler fiel deshalb dementsprechend hart und klar aus. Der in Harvard lehrende Nobelpreisträger Maskin sagte:
Merkel verfolgt in Europa eine völlig falsche Politik. Der von ihr verordnete Sparkurs wird die Euro-Zone in die Depression schicken.
Das war deutlich. Spannend war dabei auch die Tatsache, daß sich die Wissenschaftler, die sonst höchst unterschiedliche Ansichten vertreten, in einem Punkt einig waren, und das war die Kritik an der Europa-Politik der Kanzlerin. Nach Ansicht der Tagungsteilnehmer „hat Merkel den Ernst der Lage nicht kapiert“.
Zukunftsprognosen der Wissenschaftler
Die Rede Merkels hat klar zutage treten lassen, daß ihr eine Vision für Europa komplett fehlt. Die geistigen Ergüsse der Kanzlerin waren nach Einschätzung der Teilnehmer eine einzige Katastrophe. Zwar hat sie immerhin schon eingesehen, daß der Euro gewisse Konstruktionsfehler aufweist, ihre Idee aber, diese mit einer rigorosen Sparpolitik in den Griff zu bekommen, ist falsch und gefährlich.
Der Euro hätte niemals ohne eine gemeinsame Haushaltspolitik in der Eurozone eingeführt werden dürfen. Die Trennung von Geld- und Haushaltspolitik der einzelnen Regierungen ist der Urfehler des Euro. Die Geldpolitik und die gewünschte Steuerung der Inflation beeinflussen immer auch die Haushalte der einzelnen Euroländer. Deshalb wird es zwangsläufig zu einer Umverteilung von Mitteln zwischen diesen Ländern kommen müssen. Verweigert man sich dieser Umverteilung, so wie Merkel das tut, dann wird es letztlich zu einer Deflation kommen.
Die Sparpolitik der Kanzlerin wird die Wirtschaft in Europa erheblich schwächen, die Rezessionen in Spanien und Italien sind heute schon spürbare Folgen, und letztlich den Euro als gemeinsame Währung zerstören.
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[Letzte Aktualisierung am 22.09.2024 um 21:30 Uhr / * = werbender Link (Affiliate) / Bilder von der Amazon Product Advertising API]