Karstadt wird filetiert

Karstadt-Eigentümer zerlegt den Konzern und verkauft die besten Stücke.

Ist das nun gut oder schlecht für den Karstadt-Konzern und die Belegschaft, daß Eigentümer Nicolas Berggruen die Juwelen versilbert? Man wird es wohl erst in ein paar Jahren wissen. Für Berggruen, der sein Geld hauptsächlich mit Firmenübernahmen und der Finanzierung von gewerblichen Immobilien verdient,  hat sich der Deal aber wohl schon jetzt gelohnt.

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Berggruen wurde zu Beginn seines Engagements noch als der weißer Ritter gefeiert, der auf seinem Pferd geritten kam, um den durch Fehlentscheidungen es Managements in schwere Schieflage geratenen Kaufhauskonzern zu retten. Doch schon bald nach der Übernahme im Jahr 2010 war klar, daß Berggruen kein Samariter ist, sondern seinen Blick vor allem auf die Rendite gerichtet hat. Sein Versprechen, Karstadt als Ganzes zu erhalten, ist nichts mehr wert.

Auf die Rendite zu achten, ist für einen Unternehmer gut und wichtig, für die Belegschaft ist dies aber höchst selten gut. Entsprechende Stellenstreichungen bei Karstadt in jüngster Vergangenheit bestätigen diese Regel. Berggruen ist darüber hinaus auch nicht bereit, weiteres Geld in den Konzern zu stecken. Karstadt soll sich aus eigener Kraft sanieren. Daß dies nicht ohne Einschnitte in allen Bereichen des Hauses gehen wird, dürfte mittlerweile allen in der Politik und den Arbeitnehmervertretungen klar geworden sein.

Mit dem jetzt angekündigten Verkauf der Juwelen des Konzerns soll die dringend notwendige  Modernisierung der im Karstadt-Konzern verbleibenden Kaufhäuser finanziert werden. Dafür werden das KaDeWe in Berlin, der Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg zu je 75,1 Prozent und die 28 Sport-Filialen zu 100 Prozente an den neuen Eigentümer, die österreichische Immobiliengruppe Signa verkauft. Rund 300 Millionen Euro soll der Deal bringen.
Wieviel Geld davon tatsächlich in den 83 bei Berggruen verbleibenden und den nun Signa gehörenden Kaufhäusern ankommen wird, bleibt allerdings im Dunkeln. Vom Eigentümer erfährt man dazu nichts, außer der schwammigen Erklärung, daß in einigen Häusern bereits Investitionen getätigt wurden und weiter werden.

Ob Karstadt und damit auch die Angestellten tatsächlich eine Zukunft haben werden, ist weiterhin fraglich. Nach Expertenmeinung sind die Umsätze weiterhin rückläufig, auch aufgrund der wohl aus Geldmangel unzureichenden Werbe- und Marketingmaßnahmen. Vom Eigentümer erfährt weder aktuelle Zahlen noch seine weiteren Pläne mit Karstadt. So wird spekuliert, daß Berggruen die restlichen 83 Karstadt-Standorte in eine „Deutsche Warenhaus AG“ einbringen könnte. Dafür müßte er allerdings mit Hilfe anderer Investoren den Konkurrenten Kaufhof übernehmen und mit Karstadt verschmelzen. Es könnte aber auch ein Verkauf oder Teilverkauf an Kaufhof geplant sein.

Das sind aber alles Spekulationen. Nur eines steht fest: Berggruen wird  so oder so als Gewinner aus der Sache hervorgehen, denn die jetzt getätigten Investitionen werden den Wert der 83 verbliebenen Häuser steigern und damit auch den Verkaufspreis, den er am Ende erzielen kann.
Für die Mitarbeiter sieht es dagegen nicht so rosig aus. Sanierung, Verkauf oder Verschmelzung werden immer auf deren Kosten gehen.

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