IKEA führt lebenslanges Rückgaberecht ein.

Was wie Harakiri aussieht, ist wohldurchdacht.

Das wird die deutschen Kunden erschrecken, erstaunen und viele werden es nicht glauben wollen. Sind sie doch seit jeher die Servicewüste Deutschland gewohnt.

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Doch IKEA* meint es tatsächlich ernst und führt hierzulande ab dem 01.09.2014 ein unbegrenztes Rückgaberecht ein.

Weil wir wollen, dass du zufrieden bist, kannst du fast alle Artikel, die du in deinem Einrichtungshaus oder online bei IKEA gekauft hast, wieder zurückgeben. Bring einfach den Artikel und den Kassenbon in dein Einrichtungshaus und wir erstatten dir den vollen Einkaufsbetrag. Ausgenommen davon sind zugeschnittene Ware (z.B. Stoffe, Küchenarbeitsplatten), Grünpflanzen und Fundgrubenartikel.
Das gesetzliche Widerrufsrecht sowie die gesetzlichen Mängelansprüche des Kunden bleiben hiervon unberührt.

So steht es auf der Homepage des schwedischen Möbelhauses und auch die Allgemeinen Liefer- und Zahlungsbedingungen sagen unter Punkt 11. (Rückgaberecht) nichts anderes.

Das bedeutet schlicht und ergreifend, dass man sein verschlissenes durchgesessenes Sofa nach 5 oder gar 10 Jahren zurück zu IKEA bringen kann und unter Vorlage des Kassenbons oder der Rechnung den ursprünglichen Kaufpreis zurückerstattet bekommt. Höchstwahrscheinlich in Form einer Guthabenkarte.

Schon bisher gab es dieses Angebot, allerdings war dies auf 90 Tage befristet und galt nur für original verpackte Ware. Nur Besitzer einer sogenannten Ikea-Family- oder Ikea-Business-Karte durften sich auch schon in der Vergangenheit unbegrenzt Zeit für die Rückgabe lassen.
Jetzt soll das Rückgaberecht unbegrenzt für alle Kunden und auch für bereits benutzte Ware gelten.

Warum macht IKEA das?

Schon heute spürt IKEA die Konkurrenz aus dem Internet, dabei ist das Segment der Online-Möbelhäuser gerade erst im Entstehen. Und auch die offline Konkurrenz der anderen Möbelhäuser hat nicht geschlafen und bietet zum Teil Rückgabefristen von bis zu 120 Tagen an. Diesen Mitbewerbern ist IKEA in puncto Rückgabe ab Montag nun wieder meilenweit voraus.

Durch den Wegfall sämtlicher Beschränkungen kann IKEA seine Abläufe in den Möbelhäusern, den Callcentern aber auch im Onlinegeschäft erheblich vereinfachen. So wirkt sich die Zeitersparnis bei der Verarbeitung der Rückgaben finanziell positiv aus.
Darüber hinaus wird der ursprüngliche Kaufwert über den Gutschein direkt wieder bei IKEA ausgegeben und man darf fest davon ausgehen, dass der Wert des neuerlichen Einkaufs den Wert des Gutscheins übersteigen wird. So schafft sich IKEA Umsatz.

Und der Kunde hat ein gutes Gefühl, das ihn noch enger an die Marke IKEA bindet. Die Werbewirkung solch einer Maßnahme kann man nur schwer in Zahlen ausdrücken. Doch allein die mediale Welle, die die Ankündigung der Schweden ausgelöst hat, zeigt, dass ein solcher Schritt die Marke ins Gespräch bringen und so den Bekanntheitsgrad erheblich steigern kann. Pünktlich zur neuen Regelung flattert jetzt in Millionen Haushalte in Deutschland der neue IKEA-Katalog.

Keine echte Neuheit

In anderen Ländern, wie Dänemark und Norwegen, gibt es dieses kulante, unbegrenzte Rückgaberecht bereits seit 3 Jahren. Dort konnte IKEA bisher keine exorbitant ansteigenden Rückgaben feststellen.
Auch in anderen Branchen gibt es bereits lebenslange Rückgaberechte, so bei Bekleidung oder Computer-Zubehör. Überall gibt es nur einen verschwindend geringen Anteil an Leuten, die solche Regelungen auf Kosten der anderen Kunden schamlos ausnutzen.

Deutsche Schnäppchenjäger

Doch dieses Verhalten muß nicht 1 zu 1 für deutsche Kunden gelten, die allgemein als Schnäppchenjäger verschrien sind. Hierzulande werden viele Artikel einzig über den Preis verkauft. Die niedrigen Preise im Lebensmittelhandel sprechen da Bände. Da wird um jeden Cent gerungen, die Qualität oder die Herkunft der Lebensmittel spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Hauptsache billig.

Auch die Online-Versender, wie Amazon und Zalando, haben durchaus vermehrt Probleme mit Kunden, die schon das geltende 14-tägige Rückgaberecht bei Onlineeinkäufen ausnutzen. Da wird das teure Kleid oder die Videokamera mit dem bewussten Vorsatz gekauft, sie nach der Feier oder dem Urlaub in benutztem Zustand zurückzugeben. Solche Kunden werden inzwischen nicht mehr beliefert, ein Weg, den auch IKEA gehen kann.

Es kann also durchaus sein, dass sich IKEA verrechnet und die deutsche Schnäppchen-Mentalität* nicht ausreichend berücksichtigt hat. Natürlich werden viele schlicht zu faul sein, um die Schrankwand nach Jahren wieder abzubauen und diese zu IKEA zu bringen. Aber ein Sofa, eine Kommode oder eine Matratze läßt sich mit relativ wenig Aufwand zurückbringen und so auch nach Jahren wieder zu Geld für neue Möbel machen.

Man wird sehen, ob die Kalkulation für IKEA aufgeht oder ob die Schweden diese Regelung nach ein paar Jahren wieder kippen müssen.

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