EHEC. Chaos. Medien.

EHEC und kein Ende. Die Krise und die Medien.

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Der EHEC-Skandal war wiedermal typisch deutsch. Eine völlig überforderte dafür aber medienpräsente Bundesverbraucherschutzministerin Aigner, ein ebensolcher Gesundheitsminister, chaotisch agierende Behörden und Institute in den einzelnen Bundesländern, die untereinander per Briefpost kommunizieren, und eine Medienlandschaft, die alle nach Schweinegrippe und ähnlichen Ereignissen getroffenen guten Vorsätze sofort über den Haufen geworfen und mit ihren Berichten Chaos und Verunsicherung noch verstärkt hat.

Hier z.B. einige Schlagzeilen der regional agierenden Nordwest-Zeitung aus Oldenburg:

Nordwest-Zeitung zur EHEC-Krise

Nordwest-Zeitung zur EHEC-Krise

Tagelang wurde jede kleinste Information künstlich aufgebauscht und akribisch jede Neuerkrankung vermeldet. Ob es sich dabei um wirklich Neuerkrankte oder „nur“ um amtlich festgestellte Erkrankte handelt, die schon länger im Krankenhaus liegen, ein herkömlicher EHEC-Test dauert schonmal ein paar Tage, wurde geflissentlich außen vor gelassen. Da wurden teilweise im Tagesrhythmus neue Gemüsesorten oder Erzeuger als Auslöser der EHEC-Infektionen verdächtigt. Gemüse in Norddeutschland, Gemüse aus Norddeutschland, Gurken speziell aus Spanien, Gurken generell und Tomaten und Blattsalat, alles war verdächtig und sollte laut Robert-Koch-Institut (RKI) nicht gegessen werden. Die Medien verbreiteten diese Empfehlung, die reine Spekulation des RKI war, als die einzig gültige Wahrheit. Wer Gurken, Tomaten und Salat trotzdem ißt, setzt sich quasi selbst auf die Liste der Verdammnis, so der durchgängige Tenor der allermeisten Medien.
Kritische Nachfragen, ob diese Empfehlungen überhaupt einen Sinn ergeben, blieben aus. So wurden auch Berichte über angebliche EHEC-Funde auf Gurkenresten, die bereits mehrere Wochen(!) in einer Mülltonne gelegen haben sollen, völlig unkritisch verbreitet. Jede Zeitung und jeder Sender wollte sein Stück abhaben vom EHEC-Kuchen. Hauptsache Auflage und verkaufte Exemplare stimmen.
Aus wirtschaflicher Sicht für die Medien durchaus nachvollziehbar. Ihrer Aufgabe als Medium der Aufklärung  zu wirken, sind sie jedoch wieder nicht gerecht geworden. Statt Nachrichten zu verbreiten, gehen die Medien immer mehr dazu über selbst Nachrichten zu produzieren.

Das Problem dabei sind die Verbraucher und deren Reaktionen. In Deutschland gilt für viele, gerade ältere Menschen immer noch die These, daß das, was in der Zeitung steht oder in den Nachrichten kommt, die absolute Wahrheit darstellt. Die Folge davon war ein rigoroser Boykott von Gurken, Tomaten und Salat. Tonnen an frischer, nicht zubeanstandener Top-Ware wurden vernichtet. Lebensmittelvernichtung mit System. Erzeuger im In- und Ausland kämpften um ihre Existenz.
Kaum wurde am Freitag vom RKI Entwarnung gegeben, obwohl man die verdächtigten Sprossen immer noch nicht 100-prozentig als Quelle der EHEC-Infektionen benennen kann, schon werden Gurken und Co. regelrecht gehamstert. Egal, ob exakt dieselben Gurken, die nun in die Einkaufskörbe wandern, bereits seit Tagen in den Geschäften liegen und noch wenige Stunden zuvor als blankes Gift bezeichnet wurden. Der deutsche Konsument ist und bleibt ein echtes Phänomen.

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