Dioxin: Nun wird alles besser – oder auch nicht.

Nach dem Skandal ist vor dem Skandal. Dioxin ist das Murmeltier der deutschen Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie.

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Wer kennt sie nicht die immergleichen Abläufe? Ein Skandal wird aufgedeckt, in diesem Fall die Dioxin-Belastung von Futtermitteln, ein Aufschrei geht durch die Medien, die Verbraucher boykottieren die entsprechenden Produkte, in diesem Fall Eier und Fleisch aus Massentierhaltung, der zuständige Minister und die entsprechenden Behörden dreschen medial auf den verbrecherischen Einzeltäter ein und geloben für die Zukunft bessere Gesetze, höhere Strafen und viel mehr Kontrollen  –  und nach 3 Wochen ist alles schon wieder vergessen und es wird wieder gegessen. Nach ein paar Monaten oder Jahren kommt dann garantiert der nächste Skandal.

So war es auch beim Thema Dioxin in Lebensmitteln. Die letzten Dioxin-Skandale in Deutschland gab es 1998, 1999, 2003, 2005, 2010 … Fortsetzung folgt. Jedesmal wurden im Anschluß mehr und bessere Kontrollen versprochen.
Auch heute wieder die gleichen Reflexe:

  • Das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) in Oldenburg will „sobald wie möglich“ mehr Kontrollen durchführen.

Die Anzahl der derzeitigen 1.000 jährlichen Kontrollen soll auf 1.500 erhöht werden. Wann genau das passieren und wer die Kosten übernehmen wird, ein Dioxin-Test kostet immerhin zwischen 500 und 700 EUR, steht noch in den Sternen.

  • Bundesverbraucherschutzministerin Aigner, die schonmal gern das Wörtchen „schutz“ in ihrem Titel vergisst, meint zwar, daß es nur wenige „schwarze Schafe“ waren, die den Schaden verursacht haben, fordert aber trotzdem „strengere Regeln für die Futtermittelbranche“ und verlangt „konkrete Vorschläge“ von ebendieser.

Die Idee, daß diese Regeln und deren Überwachung von ihr höchstselbst kommen müßten, scheint ihr offenbar zu abwegig. Stattdessen geht es mal wieder hauptsächlich um die Entschädigung der Bauern. Die Funktion als Bundeslandwirtschaftsministerin kennt sie. Schließlich weiß sie, aus welchem Millieu sie kommt und welche Lobbyvertreter hinter ihr stehen.
Auch das nichts Neues. Schon im aufkommenden BSE-Skandal 2001, als die Auswüchse und Konsequenzen dieser Seuche nicht mal im geringsten vorstell- und überschaubar waren, ging es dem damaligen Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke hauptsächlich um die Entschädigungszahlungen für die Bauern. Der Vrrbraucherschutz, der damals noch nicht einmal im Ministerumsnamen vorkam, war ihm völlig schnuppe. Das ging soweit, daß ihn sein alter Weggefährte Kanzler Schröder, man kannte sich bereits aus niedersächsischen Zeiten, in die Wüste schicken mußte. Erst mit Renate Künas, der Nachfolgerin im Ministeramt, kam der Verbraucherschutz in den Ministeriumsnamen. Viel gebracht hat es offensichtlich nicht.

Der Verbraucher wird auch diesesmal enttäuscht werden. Solange er sich seiner Macht nicht bewußt wird und diese gezielt für die Erzwingung von besseren Lebensmitteln einsetzt, wird er weiter von der Profitgier und den Machenschaften der Lebensmittelkonzerne (denn von Landwirtschaft im eigentlichen Sinne kann man bei der Massentierhaltung wirklich nicht mehr sprechen) und deren sehr gut organisierte und bis in höchste Regierungsämter vernetzte Lobbyvertreter völlig abhängig sein. Im Sinne seiner eigenen Gesundheit sollte er sich dessen sehr schnell bewußt werden.

Quellen: Handelsblatt, NWZ, foodwatch, Wikipedia

achtung Update (12.01.2010): China verhängt ein Importverbot für Schweinefleisch und Ei-Produkten aus Deutschland (nachdem altes Fett aus China ein Auslöser für die Futterverseuchung sein könnte). Nur der deutsche Magen hat offiziell keine Probleme beim Dioxin-Verzehr…

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2 Kommentare

  • bei uns regiert das dioxin
    drum werde ich nach rio ziehn

    dort stirbt man ehrlich: durch macheten
    von kokssoldaten plattgetreten

    die fußgelenke betoniert
    und dann dem copahai serviert

    mojito wird gemischt mit gift
    der bogenpfeil die lunge trifft

    erschossen mit ner smeth & wisson
    den zuckerhut hinabgeschmissen

    skelett, organe – alles brei
    das zieh ich vor dem tod durch ei

  • Albrecht

    Also ich lass mich nicht davon beirren. Aber laut deiner Aufzählung ist nach dem Skandal vor dem Skandal, vielleicht wollen sie damit den Markt beleben oder so, weil jetzt die Tierfutterbranche durchgerüttelt wurde *schulterzuck*