(K)Ein strahlendes Jubiläum: 50 Jahre Kernkraft.

Vor 50 Jahren ging das erste Atomkraftwerk in Deutschland in Betrieb.

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In einem kleinen Örtchen in Unterfranken, das kurioserweise GROßwelzheim heißt, begann der feuchte Traum der Atomlobby. Am 13. November 1960 ging das Versuchs-AKW Kahl in Betrieb. Auch hier bestätigt sich mal wieder, daß an einem 13. einfach nichts Gutes entstehen kann.

Im Jahre 1960 war Deutschland in Sachen Atomkraft nicht mal ein kleines Licht. Die Briten hatten bereits 1956 in Sellafield das erste AKW, das bis zum heutigen Tag immer wieder durch massive Störfälle auffällt, in den kommerziellen Betrieb genommen. West-Deutschland hatte da nicht mal einen Forschungsreaktor.
Das mußte RWE unbedingt ändern und ließ einen Siedewasserreaktor in Großwelzheim bauen. Damals noch völlig ungestört durch Demonstranten, Kernkraftgegner oder gar gesetzliche Regelungen. Das deutsche Atomgesetz trat erst am 01.01.1960 inkraft, das war das AKW Kahl so gut wie fertig gestellt. So war es möglich, daß das AKW nur mit einer vorläufigen Betriebsgenehmigung starten konnte. Heute unglaublich, damals nicht.

Direkt neben den Versuchsreaktor Kahl baute man auch gleich noch einen weiteren. Der Heißdampfreaktor Großwelzheim blieb jedoch nur zwei Jahre am Netz, bevor er 1971 wegen technischer Schwierigkeiten(!) wieder abgeschaltet werden mußte. Sein Rückbau dauerte bis 1998, ganze 27 Jahre.

Das AKW Kahl selbst blieb trotz seiner geringen Leistung von nur 15 MW (entspricht ca. 3 Windkraftanlagen) noch bis 1985 am Netz. Gut dabei war dieses AKW nur in der Zahl der Störfälle. Merhfach trat Radioaktivität aus, 1968 kam es zu einem zweiminütigem totalen Stromausfall in der kompletten Anlage und 1966 kam es beinahe zur Kernschmelze. Daß der SuperGAU der Gemeinde, die nur knapp 20 Kilometer von Frankfurt/Main entfernt liegt, erspart blieb, kann man nur mit Glück erklären. Mit technischem Sachverstand hatte das absolut nichts zu tun.

Der Rückbau des AKW Kahl dauerte dann ganze 22 Jahre. Der Beton war so dermaßen verstrahlt, daß man ferngesteuerte Bagger entwickeln mußte, um den Abriss überhaupt durchführen zu können. Die Kosten dafür dürften astronomisch gewesen sein. Doch dafür kommt ja der Stromkunde auf.

In Zukunft soll in Großwelzheim Gras über die Anfänge der Kernkraftnutzung in Deutschland wachsen. Spaziergehen sollte man dort aber wohl eher nicht.

Quelle: heise.de

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