Ev. Kita will Fingerabdrücke scannen
Eine evangelische Kita in Berlin Mitte will Kinder nur noch gegen Fingerabdruck herausgeben.
Die ev. Kita „Zion“ will Kinder nur noch an die Eltern oder andere Personen, die das Kind abholen wollen, herausgeben, wenn diese sich mit ihrem Fingerabdruck ausweisen. Dazu müssen sie allerdings auch am Morgen die Kinder gebracht haben und dabei den Vergleichsfingerabdruck dagelassen haben.
So soll verhindert werden, daß Unbefugte Kinder abholen. Es geht aber auch darum, am Nachmittag bei der Abhol-Rush-Hour den Überblick nicht zu verlieren.
Ganz durchdacht ist das System nicht:
Was, wenn andere Personen das Kind abholen wollen oder müssen, als es am Morgen gebracht haben?
Bei wem liegt der „schwarze Peter“ bei Manipulationen? Gilt dann der augenscheinliche Abholer als verdächtigt, obwohl er das Kind gar nicht abgeholt hat?
Was passiert bei Systemproblemen wie Hardwarefehlern?
Wer garantiert die Sicherheit der Daten?
Die Senatsjugendverwaltung hat der Einführung des Fingerabdrucksystems nur zugestimmt, wenn es für die Eltern auch möglich bleibt, sich anders auszuweisen.
Viele Eltern sind jedoch gegen das System. Da werde mit Kanonen auf Spatzen geschossen, ist deren Meinung.
Auch Datenschützer sind empört. Hochsicherheitssysteme haben im so einem Umfeld nichts verloren. Hier kommt es viel mehr auf die Aufmerksamkeit der Kita-Beschäftigten und das persönliche Miteinander an.
Durch solche System werde nur ein völlig falsches Sicherheitsgefühl geschaffen. Das eigentliche Problem einer möglichen Kindesentführung wird damit aber keineswegs gebannt. Die Kinder sind beim Spielen im Freien genauso sicher oder unsicher wie vorher. Und daß ein möglicher Kindesentführer vor der Tat seinen Fingerabdruck abgibt, glaubt auch nur der Innenminister.
Quelle: Tagesspiegel
Update (26.11.08): Die Kita hat das Projekt auf Drängen des Datenschutzbeauftragten gestoppt.