Personalausweis ohne Fingerabdrücke #PersoOhneFinger

Schnell noch einen Perso ohne Fingerabdrücke holen!

Wieder einmal kommt ein neuer – und selbstredend teurer – Personalausweis auf die Bundesbürger zu. Damit soll alles sicherer und besser werden, und natürlich alles nur zum Besten des Bürgers. Dabei geht es vor allem um mehr Überwachung und das weitere Sammeln von immer mehr Daten. Der Datenschutz bleibt dabei auf der Strecke, wieder einmal.

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Varianten des Personalausweises

So war es auch schon bei den letzten Evolutionsstufen des Personalausweises. Im Jahr 2010 wurde der elektronische Perso eingeführt, die Gebühren für die Ausstellung wurden drastisch erhöht (von ehemals 8 Euro auf dann 28,80 Euro), die Sicherheit der auf dem Ausweis gespeicherten Daten wurde ebenso drastisch gesenkt. Bereits lange vor der Ausgabe des elektronischen Personalausweis warnten Datenschützer und sie blieben ungehört. Und so verwunderte es nicht, dass bereits kurz nachdem erste ePersos verteilt wurden, bewiesen wurde, dass es mit nur wenig technischen Know-how möglich ist, den RFID-Chip auf dem ePerso, unbemerkt und ohne Spuren zu hinterlassen.

Die großspurige Ankündigung des Bundesinnenministerium erwies sich als Luftnummer:

Der elektronische Personalausweis ist ein universelles Identitätsdokument für die klassische und für die Online-Welt, das die persönlichen Daten schützt und die IT-Sicherheit stärkt.

Ohne eine entsprechende Schutzhülle um den ePerso*, die das Auslesen des RFID-Chip wirksam verhindert, sollte niemand diesen Ausweis mit sich führen. Sonst  könnte man gleich seine persönlichen Daten auf ein T-Shirt drucken und damit offen herumspazieren.

Perso mit Fingerabdrücken

Ab dem 02. August 2021 kommt nun die nächste Variante des deutschen Personalausweis auf die Bürger ab Vollendung des 16. Lebensjahrs zu. Und es wird nicht besser, nur teurer. Nun kostet der Perso für alle ab 24 Jahre stolze 37 Euro (10 Jahre gültig), für jüngere Antragsteller kostet der Perso 22,80 Euro (dafür ist er auch nur 6 Jahre gültig). Von der einmal angedachten Gebührenbefreiung für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahre ist man schnell wieder abgekommen. Dazu kommen u.U. weitere Gebühren, bspw. wenn man den Ausweis nicht am Wohnort beantragt.

Und ein weitere Neuerung gibt es ab August 2021: Es gilt der Zwang zur Speicherung von Fingerabdrücken auf dem Personalausweis.

Jeder, der einen neuen Personalausweis benötigt und diesen beantragt, muss ab August zwingend seine Fingerabdrücke abgeben, die auf dem Perso im Chip gespeichert werden.
Genauso wie man es bereits vom Reisepass kennt, auch dort kommt man ohne die Abgabe der Fingerabdrücke nicht mehr in den Besitz eines neuen Reisepass. Es sei denn, man scheut nicht den zeitlichen und finanziellen Aufwand und behilft sich jedes Mal mit einem vorläufigen Reisepass. Dieser vorläufige Reisepass ist bis heute fingerabdruckfrei und wird von vielen Ländern ohne Probleme akzeptiert (Profitipp!).

Sicherheitsproblem

Mancher wird sicher sagen, was ist denn das Problem mit den Fingerabdrücken im neuen Perso? Schließlich werden diese schon heute auf Smartphones und im normalen Reisepass gespeichert und genutzt. Dabei wird vergessen, dass die Fingerabdrücken – im Gegensatz zum einem Passwort oder einer Geste zum Entsperren des Smartphones – nicht veränderbar sind. Die Fingerabdrücke sind für die Ewigkeit.

Deshalb kann es keine gute Idee sein, diese wichtigen biometrische Daten auf dem Personalausweis und bei den Behörden zu speichern. Mit nur wenig technischen Verständnis lassen sich die Daten aus dem RFID-Chip des Perso auslesen, und man möchte sich wohl besser nicht ausmalen, was man damit alles anstellen könnte.
Der Chaos-Computer-Club hat schon im Jahr 2008 demonstriert, wie leicht es ist, Fingerabdrücke zu reproduzieren und verteilte Bastelanleitungen für die Kopie des Fingerabdrucks des damaligen Innenministers Schäuble für jedermann.

Es ist also keine gute Idee, seine Fingerabdrücke auf dem Perso zu speichern. Gut, dass es noch den Personalausweis ohne Fingerabdrücke gibt.

#PersoOhneFinger | Digitalcourage, CC-BY 4.0

#PersoOhneFinger | Digitalcourage, CC-BY 4.0

Perso ohne Fingerabdrücke beantragen

Bis zum 02. August 2021 ist es noch möglich einen herkömmlichen Personalausweis zu beantragen. Die Abgabe und Speicherung der Fingerabdrücke ist bis zu diesem Datum freiwillig.

So kommt man an den Personalausweis ohne Fingerabdrücke:

  1. Vor dem 02.08.2021 zum Bürgeramt gehen! (rechtzeitig Termin buchen)
  2. Biometrisches Passfoto mitnehmen, ggf. zusätzlich alten Perso, Reisepass, Kinderausweis, Kinderreisepass, Geburtsurkunde
  3. Deutlich im Bürgeramt einen Perso ohne Fingerabdrücke verlangen

Wann ist die Beantragung eines neuen Persos möglich?

  • Wenn der aktuelle Perso innerhalb von 6 Monaten abläuft oder schon abgelaufen ist
  • Wenn das Passbild nicht mehr aktuell ist
  • Wenn der Perso stark beschädigt oder zerstört ist
  • Wenn der Perso verloren gegangen ist

Sollten die oben genannten Punkte allesamt nicht zutreffen, man aus nachvollziehbaren Grünen aber unbedingt noch einen Perso ohne Fingerabdrücke haben wollen, dann hilft nur eine Verlustmeldung. Ist ein Personalausweis nämlich verloren gegangen, dann muss das Bürgeramt auch einen neuen ausstellen.

Fazit

Fortschritt bedeutet manchmal auch Rückschritt, beim Personalausweis trifft diese Aussage jedenfalls voll ins Schwarze. Der Zwang zur Abgabe und Speicherung der Fingerabdrücke auf dem Ausweis ist eine datenschutztechnisch eine Katastrophe.

Wer deshalb noch einen alten Personalausweis ohne Fingerabdrücke haben will, der dann wieder 10 Jahre Gültigkeit (bis 2031) besitzt, der muss unbedingt bis zum August einen solchen Ausweis beantragen.

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