Die Abgastrickser aus Wolfsburg

Volkswagen versuchte mit spezieller Software die US-Umweltschutzbehörde und die Kunden zu täuschen.

Der „Lance Armstrong der Autobauer“ wird Volkswagen mittlerweile genannt. Und wer einmal betrügt, dem glaubt man auch in Zukunft nicht mehr. VW wird an diesem Skandal heftig zu knabbern haben. Vielleicht ist dies auch der Anfang vom Ende des Dieselmotors* in PKW-Modellen.

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Der Betrug

Volkswagen baute in seine Vier-Zylinder-Diesel-Motoren der Modelle Jetta, Beetle und Golf und Audi A3 der Jahre 2009 bis 2015 sowie dem Passat aus 2014 und 2015 eine Software ein, die erkennen sollte, daß das Fahrzeug gerade in einem Testlabor auf Abgaswerte untersucht wird, wie zum Beispiel bei der US-Umweltschutzbehörde EPA. In solch einem Fall wird das Motormanagement so geändert, daß die strengen Abgasnormen eingehalten werden. Befindet sich das Fahrzeug jedoch im normalen Einsatz, dann werden auf Abgase keine Rücksicht mehr genommen und vor allem die problematischen Stickoxyde munter heraus gehauen. Die Grenzwerte sollen dann, nach Abgaben der EPA, bis zum 40-Fachen überschritten wurden sein.

Das ist eindeutig Betrug. Statt sich um abgasärmere Motoren zu kümmern, zogen es die VW-Techniker vor, eine Software zu entwickeln, die ganz bewußt täuschen sollte. Da ausgerechnet der heutige VW-Chef Winterkorn zur Zeit der Entwicklung dieser Software Technik-Chef im VW-Konzern war, ist davon auszugehen, daß dies mit Billigung oder sogar im Auftrag von ganz oben geschah.

VW Diesel-Abgas-Skandal

Die Folgen

Aktienkurs und Strafzahlungen
Die direkten Folgen dieses Skandals kann man nun an der Börse bewundern. Kursverluste von bis zu 25 Prozent standen heute auf der Kurstafel hinter dem VW-Kürzel. Die Börsianer haben verständlicherweise Angst vor den üppigen Strafzahlungen, die VW nun in den USA wohl leisten muß. Bis zu 18 Mrd. US-Dollar sind dabei im Gespräch.
Doch das dürfte noch nicht alles sein, denn auch in anderen Ländern wurden diese Diesel-Fahrzeuge verkauft. Daß dort die Betrugs-Software nicht zum Einsatz kam, glaubt wohl niemand ernsthaft. Der Aktienkurs dürfte deshalb in den nächsten Tagen weiter heftig ausschlagen, was letztlich auch die Bonität des gesamten Konzerns in Schieflage bringen kann.

Und als ob das noch nicht reichen würde, hat VW wohl auch gegen Bestimmungen der Börse verstoßen. Die Aktionäre wurden offenbar nicht korrekt und rechtzeitig über die neuen Entwicklungen aufgeklärt. Deshalb droht den Wolfsburgern auch von Seiten der Börsenaufsicht weiteres Ungemach.

Rückrufe
Rund 500.000 Fahrzeuge muß VW nun zurückrufen. Doch mit dem Austausch der Motorsteuerungssoftware wird es nicht getan sein, denn ohne die Betrugs-Software halten die VW-Motoren die Grenzwerte nicht ein und dürfen nicht in Verkehr gebracht werden. Die Kunden werden ihre Autos deshalb wohl massenhaft einfach an die VW-Händler zurückgeben und ihr Geld zurückfordern. Wie VW dieses Dilemma lösen will, darauf darf man gespannt sein.

Image
Das Image des Konzerns ist durch diesen Skandal endgültig demoliert. Stand VW bisher schon für altbackene Allerweltsautos, die zudem völlig überteuert waren, kommen nun noch die gefälschten Abgasdaten hinzu. Das Vertrauen ist nachhaltig gestört, auch anderen Angaben und Daten wird man nun kein Glauben mehr schenken. „Saubere und sparsame Diesel“ nimmt man VW ganz real nicht mehr ab.

Das Image eines Betrügers wird Volkswagen lange anhaften. Gerade der US-Markt hat sich damit für VW, aber auch für Audi auf absehbare Zeit erledigt. Sollten sich Manipulationen auch in anderen Ländern herausstellen, wird es dort ganz ähnlich laufen. Eine weltweite Absatzkrise wird das Ergebnis der Abgas-Manipulationen sein.

Diesel-Motor
Der Diesel-Motor hat schon immer ein schlechtes Image. Stickoxyde und Rußpartikel machen den Selbstzünder zum Umweltverschmutzer. Die Autohersteller versprachen in der Vergangenheit, diese Probleme durch clevere Technik, wie bspw. Partikelfilter in den Griff bekommen zu haben. Doch dieses Versprechen ist nur noch blauer Dunst. Erste Organisationen, wie z.B. die deutsche Umwelthilfe fordern bereits ein Fahrverbot für Diesel-Autos in Deutschland. Weitere werden garantiert folgen.

Martin Winterkorn
VW-Chef Winterkorn wird nicht zu halten sein. Er selbst war Technik-Chef als die Manipulationssoftware entwickelt wurde. Bis heute wurde die Software mit seinem Wissen eingesetzt. Der Betrug der Behörden und nicht zuletzt der Kunden geht deshalb voll auf seine Kappe. Den Schaden, den Winterkorn dadurch angerichtet hat, läßt sich heute noch gar nicht beziffern.
Mit einem Bauernopfer wird sich Winterkorn deshalb nicht mehr retten können. Eher wird es nun darum gehen, ob Winterkorn nach seinem Rücktritt große Teile seiner üppigen Bezüge, immerhin kassierte er als VW-Vorstandsvorsitzender allein in 2014 rund 16 Millionen Euro, zurückzahlen muß.

 

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