Bahnbranche fordert Bus-Maut

Erfolg der Fernbuslinien stellt Problem für Bahnunternehmen dar.

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Noch nicht einmal ein Jahr dürfen in Deutschland private Busgesellschaften Fernbuslinien im großen Stil beitreiben. Erst am 01. Januar 2013 war die jahrzehntelang geltende Beschränkung aufgehoben wurden. Das seit den 1930er Jahren geltende Personenbeförderungsgesetz, das seit 80 Jahren den Fernbusverkehr zugunsten der Eisenbahn verhindert hatte, wurde geändert.

Seitdem dürfen Fernbusse durch Deutschland rollen. Zwar gibt es immer noch ein paar kleine Einschränkungen zum Schutz des öffentlichen Nahverkehrs, doch dem Betrieb von Fernbuslinien sind seit Jahresanfang keine echten Steine mehr in den Weg gelegt. Und dementsprechend dynamisch entwickelt sich das Angebot. Etliche neue Anbieter sind auf dem Markt gekommen und bieten mittlerweile 158 Fernverbindungen zu attraktiven Preisen an. Und immer noch werden neue Gesellschaften gegründet.
Allerdings konzentrieren sich fast alle Fernbuslinien auf die großen Ballungsräume wie München, Stuttgart, Ruhrgebiet, Frankfurt und Berlin. Nur wenige Linie verbinden bisher auch kleinere Städte mit den großen Zentren und noch weniger die kleinen Städte untereinander. Da wird es in den nächsten Monaten und Jahren sicherlich zu einem massiven Verdrängungswettbewerb kommen. Ganz ähnlich wie man das vor ein paar Jahren bei den Billigfluggesellschaften beobachten mußte. Heute sind nur noch wenige der am Anfang sehr zahlreich auftretenden Airlines übriggeblieben.

Doch die Bahnbranche stöhnt bereits heute. Sie fordert allen Ernstes von der künftigen Bundesregierung eine Maut für Fernbusse einzuführen. Nur so sei ein fairer Wettbewerb zwischen Bahn und Fernbus möglich.
Nun zeigt sich der jetzige Bundesverkehrsminister Ramsauer (CSU) praktisch keiner noch so irren Idee abgeneigt, schließlich fordern er und die CSU schon seit Jahren die Einführung einer PKW-Maut, die seit dem Wahlkampf aber nur noch Ausländer treffen soll, doch die Idee einer Fernbus-Maut dürfte selbst Ramsauer ablehnen.

Die Bahnunternehmen sehen die Entwicklung des Fernbus-Marktes natürlich mit Grausen. Allein im ersten Halbjahr 2013 sind 1,3 Millionen Passagiere mit einem Fernbus gefahren. Das entspricht einer Steigerung um 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das heißt, dies sind nur die Zahlen der wenigen schon letztes Jahr bestehenden Fernbuslinien, wie etwa der Firma „Berlin Linien Bus“, einer Tochter der Deutschen Bahn AG, die hauptsächlich den Verkehr nach Berlin durchgeführt hat. Die in diesem Jahr neugestarteten Unternehmen und die von ihnen transportierten Personen sind in diesen Zahlen noch gar nicht enthalten.

Da die Fernbuslinien nur wenige neue Kunden in ihre Busse locken, gehen die Fernbusnutzer natürlich hauptsächlich den Bahnunternehmen als Kunden verloren. Die günstigen Preise, der umstiegsfreie Transport und Annehmlichkeiten, wie freies W-LAN oder kostengünstige Getränke und Speisen, machen es den Kunden leicht, zu den Fernbussen zu wechseln. Solange die Bahnunternehmen nicht ihr Angebot, ihre Preise und ihren Service verbessern, solange wird die Abwanderung anhalten. Der Ruf nach einer Maut für Fernbusse zeigt, daß sie das noch nicht verstanden haben.

Quelle: Handelsblatt

 

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