Palast der Republik platt gemacht

Nur noch wenige Überbleibsel stehen vom „Palast der Republik“.

In wenigen Stunden/Tagen wird auch der letzte Rest beseitigt sein. Dann ist „Erichs Lampenladen“ endgültig Geschichte.

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1976 wurde der Palast auf dem Gelände des 1950 gesprengten Stadtschlosses eröffnet. Er diente hauptsächlich als Vorzeigebau der DDR. Man wollte Modernität und Weltoffenheit demonstrieren. Im Gebäude hatte auch die Volkskammer ihren Sitz, das Feigenblatt-Parlament der DDR.
Nach der Wende wurden plötzliche Asbestfunde dem Palast zum Verhängnis. Nach jahrelanger Schließung ab 1990 und erfolgter Asbestbeseitigung von 1998 bis 2003 für 35 Mio. EUR beschloß der Bundestag 2003 den Abriß. Dabei war die Asbestbeseitigung noch so ausgeführt wurden, daß danach sowohl Abriß als auch Sanierung möglich gewesen wären.

Auf dem „Deutschen Historischen Museum“, Unter den Linden, befindet sich eine Webcam, mit der man einen sehr schönen Überblick über das BauAbrißgelände hat.
Auch die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung dokumentiert den Rückbau des Gebäudes. Stündliche Aufnahmen zeigen dessen Fortschritte.

Wenn die letzten Gebäudereste dann beseitigt sind, wird mit dem Auffüllen des Kellerbeckens begonnen. 20.000 Kubikmeter Sand werden in die Betonwanne gespült, um ein Aufschwimmen, das umliegende Gebäude gefährden könnte, zu verhindern. Voraussichtlich Ende Februar 2009 werden auch diese Arbeiten abgeschlossen sein.
Dann hat Berlins Mitte eine neue riesige Baulücke. Und dieser Zustand wird für eine unbestimmt lange Zeit bestehen bleiben. Es gibt zwar einen Bundestagsbeschluß zum Wiederaufbau des Stadtschlosses. Wann und in welcher Form dieser aber eines Tages gestartet werden kann, ist noch ungewiß.
Statt DDR-Architektur sollen Gebäude aus noch älterer Zeit wiedererstehen. Zuckerbäckerstil im Herzen Berlins, ohne Reflexion der Gegenwart.

Viele „Ost“Deutsche sind über den Abriß verärgert. Nicht daß sie den Palast besonders schön fanden oder der DDR nachtrauern würden, Nein es geht ihnen um das „Siegergebaren“ der alten Bundesrepublik. Alles, was auch nur im Entferntesten an die DDR erinnern könnte, wird platt gemacht. Die Lebensleistung und -arbeit der „Ost“Deutschen wird nicht anerkannt und mit Füßen getreten.
Schlechtes Beispiel dafür ist das Kongreßcenter ICC im Westteil Berlins. Das ICC ist ebenfalls eine bauliche Geschmacksverirrung und darüberhinaus sehr marode, wird aber für viel Geld ab 2010 saniert und bleibt somit erhalten.
Auch im fernen Dresden konnte man dieses Gebahren eindrücklich studieren. Die Frauenkirche lag nicht wegen der Unlust oder Unfähigkeit der „Ost“Deutschen, sie nach dem Krieg wieder aufzubauen, in Trümmern, sondern sollte als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung dienen, ähnlich wie man es von der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin kennt.
Nun kamen nach der Wende „West“Deutsche nach Dresden, verstanden den Sinn des Trümmerberges nicht und begannen das Mahnmal wieder aufzubauen. Heraus kam eine Kirche im Disney-Stil, mehr Schein als Sein. Das wiederum hat im Osten niemand verstanden.

Nachtrag: Eine Jury aus Architekten und Politikern hat heute entschieden, daß der Italiener Francesco Stella das „neue“ Stadtschloß, das offiziell Humboldt-Forum heißen wird, bauen soll. Der Neubau soll sich ganz an die historischen Vorgaben halten und an drei Seiten Kopien der alten barocken Fassade erhalten. Auch eine Kuppel soll vorgesehen sein. Damit macht Berlins Mitte den historischen Schritt zurück.
Allerdings in einem Punkt mußte man sich doch mit der Gegenwart beschäftigen: Das Schloß wird wegen der Finanzkrise und damit gefallener Stahl- und Betonpreise billiger als vorgesehen. Wenn man 552 Mio. EUR überhaupt als billig bezeichnen kann. Mal sehen ob Merkel auch hier die Bürgschaft übernimmt. 🙁

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