Bundestagswahl 2017: Hochrechnungen, Wahlergebnis und Analyse

Deutschland hat gewählt, der Wähler hat gesprochen. Das Ergebnis der Bundestagswahl steht fest, und dies werden die Auswirkungen für die kommenden 4 Jahre sein.

Die große Koalition hat vom Wähler eine herbe Klatsche bekommen. CDU, CSU und SPD müssen herbe Verluste verkraften. Für die CDU ist das heutige Ergebnis von knapp 32 Prozent eines der schlechtesten seit der Gründung der Bundesrepublik.

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Die SPD ist schon froh, daß überhaupt noch eine Zwei bei der Prozentangabe vorn steht. Ein weitere Groko mit der Union schloß SPD-Chef Schulz bereits aus.

Linke und Grüne haben sich gegenüber der letzten Wahl leicht verbessert.

Die wahren Gewinner der Bundestagswahl 2017 sind FDP und AfD. Die FDP ist wieder im Bundestag vertreten und konnte den eigenen Stimmenanteil gegenüber 2013 verdoppeln.
Die rechtsnationalen Kräfte der AfD haben es tatsächlich geschafft, nicht nur sehr klar und deutlich die 5-Prozent-Hürde zu überspringen und deshalb den Einzug in den Bundestag zu schaffen. Die AfD hat zudem auch geschafft, drittstärkste Kraft zu werden.

Das ist ein echtes Desaster, an dem die Republik noch lange zu knabbern haben wird.

Hochrechnung/Endergebnis

Die ersten Wahlbezirke sind nun ausgewählt. Aus diesen vorerst wenigen Zahlen kann man das Ergebnis trotzdem hochrechnen und gelangt zu einer sehr aussagekräftigen aktuellen Hochrechnung. Je mehr Wahlbezirke im Laufe des Wahlabends dann komplett ausgezählt sind, desto genauer werden die Hochrechnungen das endgültige Ergebnis vorwegnehmen.

Vorl. amtl. Endergebnis der Bundestagswahl 2017:

Union: 33,0 Prozent
(2013: 41,5 %)

SPD: 20,5 Prozent
(2013: 25,7 %)

Linke: 9,2 Prozent
(2013: 8,6 %)

Grüne: 8,9 Prozent
(2013: 8,4 %)

FDP: 10,7 Prozent
(2013: 4,8 %)

AfD: 12,6 Prozent
(2013: 4,7 %)

Andere: 5,0 Prozent

Wahlbeteiligung: 76,2 %

Sitzverteilung

Aktuelle Sitzverteilung im neuen Bundestags in Berlin:
Insgesamt hat das neue Abgeordnetenhaus 709 Sitze

Union: 246

SPD: 153

Linke: 69

Grüne: 67

FDP: 80

AfD: 94



Analyse

Nach der jetzt vorliegenden Hochrechnung ergeben diese Auswirkungen aus der Bundestags-Wahl:

  1. Die bisherige Koalition aus Union und SPD wurde abgestraft. CDU, CSU und SPD verlieren haushoch Wählerstimmen.
  2. Angela Merkel und Martin Schulz sind stark angezählt. Ob Merkel eine weitere komplette Legislaturperiode Kanzlerin bleiben wird, ist heute Abend mehr als unsicher.
  3. Nach Schröder, Steinmeier und Steinbrück konnte mit Schulz der 3. Mann mit „S“ am Anfang des Nachnamens nicht gewinnen.
  4. Die Zeit der großen Volksparteien scheint endgültig abgelaufen zu sein.
  5. Linke und Grüne konnten sich sehr gut behaupten.
  6. Die FDP kann ihre Stimmen verdoppeln. Hier hat FDP-Chef Lindner offensichtlich viele Wähler aktivieren können.
  7. Die AfD schafft den Einzug ins Parlament. Mit über 13 Prozent ist man sogar drittstärkste Kraft.

Mögliche Koalitionen

Nun sind die ersten Wählerstimmen ausgezählt, doch die wie die künftige Regierungskoalition aussehen wird, steht noch gar nicht nicht fest. Die Union als stärkste Fraktion ist praktisch gesetzt. Fragt sich nur mit wem man eine neue Regierung bilden will oder kann.

Folgende Konstellationen sind rechnerisch denkbar:

  • Die große Koalition ist auch weiterhin eine mögliche Option. Ob sich die SPD abermals darauf einlassen wird, bleibt abzuwarten. SChulz schloß diese Möglichkeit aus.
  • Auch eine Koalition aus CDU, FDP und Grünen (sogenannte Jamaika-Koalition) ist möglich. Dafür müßten die Grünen jedoch über ihren Schatten springen und zahlreiche ihrer Wähler verprellen. Denn die wollten alles andere, nur nicht Merkel weiterhin im Amt halten.

Fazit

Kanzlerin Merkel und ihre Union aus CDU und CSU haben eine mächtige Klatsche bekommen. Merkel kann aber wohl weiterhin als Kanzlerin antreten. Die SPD wurde praktisch pulverisiert. Und das Land ist meilenweit nach rechts abgedriftet.

Ob die Grünen sich auf ein Jamaika Experiment einlassen werden, bleibt abzuwarten. Ebenso unsicher ist die Frage, ob sich die SPD weitere vier Jahre in einer großen Koalition aufreiben lassen will. Kanzlerkandidat Schulz schloß eine weitere Groko zunächst aus.

Insofern konnte am heutigen Abend keine Klarheit für die politische Zukunft im Bundestag hergestellt werden. Alles wird von den Koalitionsverhandlungen in den kommenden Wochen abhängen. Und diese werden garantiert nicht einfach.

Am Ende ist es aber auch durchaus möglich, daß sämtliche Verhandlungen scheitern und Neuwahlen ins Haus stehen.

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4 Kommentare

  • Janko Weber

    Die Naivität der Deutschen ist beinahe legendär.
    Wie blöd muß man eigentlich sein wenn man ernsthaft glaubt daß jeder dritte Wähler CDU/CSU wählt?

  • Janko Weber

    Der Osten. Die AfD gilt als Protest-Partei. Protest gegen die etablierte Politik.
    Es wird heraus-kristallisiert dass die AfD bereits vor der Flüchtlings-Problematik bei vielen Bürgern punkten konnte. Es bleibt also der Protest. Selbiges trifft auch auf die Partei Die Linken zu. Die Linken kommen in Ost-Deutschland bei diesen Wahlen 2017 auf ein WahlErgebnis von fast 17 Prozent, die AfD erreicht mehr als 21 Prozent. Die SPD erreicht keine 15 Prozent. Bei mir in Leipzig ist ES (der Protest?) noch deutlicher: Auf die 22,7 Prozent die -warum auch immer- CDU gewählt haben kommen 21 Prozent für die Linken und 18,3 Prozent für die AfD. Gegen was wird protestiert? Womit sind die Wähler von AfD und Linken unzufrieden? Bei wievielen geht es vor allem um Sozial-Politik? Bildung, Gleichberechtigung, Rente, Armut. Wievielen Menschen in Ost-Deutschland geht es schlecht und sie sehen sich eher als Verlierer der Politik der sogenannten Volks-Parteien? Das sind sicher viele. Ich bin einer von Denen. Das Erste was ich dachte als ich die Hochrechnung von 19:28 für Ost-Deutschland gesehen habe -nach der ich das Gefühl hatte daß die AfD fast genauso viele Stimmen bekommt wie die CDU- war daß Angela Merkel als deutsche Bundeskanzlerin nicht mehr tragbar ist. Sie hat versagt! Deutschland ist ein geteiltes Land. Geteilt in Ost und West. Helmut Kohl hat als Bundeskanzler in Richtung der Ost-Deutschen gesagt: „Keinem wird es schlechter gehn, aber vielen besser.“ Mir geht es schlechter. Viel schlechter! Danke Herr Kohl, danke Frau Merkel, danke Deutschland.

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