Das menschliche Restrisiko

Der Bahnunfall bei Bad Aibling soll auf menschliches Versagen zurückzuführen sein.

Am Dienstag, den 09. Februar 2016 kam es in der Nähe des bayerischen Ortes Bad Aibling zu einem tragischen Bahnunglück. Zwei Meridian-Züge der privaten Bayerischen Oberlandbahn stießen auf einer eingleisigen Strecke zusammen. Es gab mehrere tödliche und zahlreiche Schwer-Verletzte. Die Zahl der Toten ist zuletzt auf 11 angestiegen.

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Die beiden Züge wurden erheblich zerstört und die Strecke ist bis heute noch gesperrt. Bei dem Unfall in Bad Aibling handelte es sich um das schwerste Zugunglück in Deutschland seit dem ICE-Crash in Eschede und um das schwerste Eisenbahnunglück in Bayern seit 40 Jahren.

Unfallursache

Bei der Suche nach dem Grund für diesen Unfall tat man sich zunächst äußerst schwer, denn normalerweise hätte solch ein Zusammenstoß technisch gesehen gar passieren können. Die Strecke, auf der die Zügen zusammengestoßen sind, ist wie alle eingleisigen Strecken in Deutschland mit dem sogenannten Zugsicherungssystem PZB ausgestattet.

Dieses System wurde nach dem Unglück in Sachsen-Anhalt, bei dem zwei Züge kollidierten, nachdem einer der Lokführer ein Haltesignal übersehen hatte, flächendeckend eingeführt. Das Zugsicherungssystem PZB soll solche Unglücke unmöglich machen. Überfährt ein Zug ein Haltesignal, so wird automatisch eine Notbremsung dieses Zuges eingeleitet.

Doch leider ist das Zugsicherungssystem PZB so gestaltet, daß man dies per Hand ausschalten kann. Eine Option, die zunächst völlig widersinnig erscheint. Doch im Störungsfall hat es schon Sinn, an einem gestörten Signal vorbeifahren zu können. Dafür kann das Zugsicherungssystem PZB im Stellwerk deaktiviert werden.

Für die Deaktivierung sind jedoch zahlreiche bewußte Handlungen des Fahrdienstleiters notwendig. Die Lokführer bekommen mit einem speziellen Lichtsignal (drei weiße Punkte in A-Form) unterhalb des Haltesignal angezeigt, daß das Zugsicherungssystem PZB im Moment deaktiviert ist und sie das Haltesignal überfahren dürfen.

Welche Schritte für die Deaktivierung des Zugsicherungssystem PZB im Stellwerk notwendig sind, zeigt dieses Video:

Quelle: Zeit Online

Menschliches Restrisiko

Nach Aussage der Staatsanwaltschaft, die diesen Bahnunfall untersucht, soll der Fahrdienstleiter für die Kollision verantwortlich gewesen sein.

Warum das Zugsicherungssystem PZB am Unfalltag bei Bad Aibling jedoch deaktiviert wurde, steht noch nicht fest. Ein technischer Störfall soll nicht vorgelegen haben, deshalb darf man fest davon ausgehen, daß das System nicht unbewußt oder per Zufall außer Kraft gesetzt wurde. Denn dafür sind, wie im Video gezeigt, zahlreiche Handlungen des Fahrdienstleiters notwendig. Der Fahrdienstleiter muß das PZB am Unfalltag also ganz bewußt deaktiviert haben.

Auch die Lokführer müssen bei dieser Katastrophe „mitgespielt“ haben und das deaktivierte Zugsicherungssystem PZB erkannt haben. Sie sind weitergefahren, weil das Zusatzsignal ihnen das angezeigt hat. Und dieser Vorgang scheint für sie mehr oder weniger normal zu sein. Daher stellt sich die Frage, ob das Zugsicherungssystem PZB nicht auch in anderen Fällen immer mal wieder deaktiviert wurde, um beispielsweise Sonderfahrten abzuwickeln oder Verspätungen wieder aufzuholen.

Sollte dies in der Vergangenheit der Fall tatsächlich gewesen sein, niemand weiß dies bisher sicher, müssen hier unbedingt und sofort die Vorschriften verschärft werden. Eine Deaktivierung des Zugsicherungssystem PZB darf dann nur noch bei einer technischen Störung erfolgen, in keinem anderen Fall. Sonst könnte es zu einer gefährlichen Routine werden, das Sicherungssystem, das Unfälle wirksam verhindern soll, nach Lust und Laune zu deaktivieren.

Da jeder Mensch unausweichlich irgendwann Fehler macht, wird dieses menschliche Restrisiko dann ganz schnell zur tödlichen Gefahr für die Passagiere in den Eisenbahnen. Genau das sollte das Zugsicherungssystem PZB eigentlich verhindern.

 

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