Chaos beim neuen Stromzähler

Intelligente Stromzähler sind nicht intelligent, nur teuer.

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Ab 01. Januar 2015 wird mal wieder etwas zur Pflicht. Damit kennen wir Deutsche uns ja aus. Und, wenn etwas „Pflicht“ wird, dann ziehen wir das auch gnadenlos durch, ohne Rücksicht auf Intelligenz.
So trifft es diesmal die Häuslebauer. Die müssen sich ab Neujahr sogenannte intelligente Stromzähler, auch Smart Meter genannt, in den Keller bauen lassen. Die herkömmlichen Stromzähler sind dann für Neubauten, Renovierungen und Kunden, die mehr als 6.000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen, tabu.

So viel steht zumindest bis heute fest. Was die neuen Stromzähler dem Endverbraucher außer mehr Kosten bringen sollen, steht allerdings nicht fest. Glaubt man den Stromkonzernen – welcher normal intelligente Mensch würde dies tatsächlich tun? – dann sind die intelligente Meßsysteme super dafür geeignet, damit der Stromkunde Geld spart, weil er immer dann Strom bezieht, wenn dieser gerade im Überfluß zur Verfügung steht.

Warum neue Stromzähler?

Der böse Strom aus Wind- und Solaranlagen sorgt ja leider dafür, daß das Stromangebot ständig schwankt. So können die Stromkonzerne nicht mehr weiter eine ruhige Kugel schieben, ihre hochsubventionierten Atom- und Kohlekraftwerke auf Vollast hochfahren und die Hand für die vielen schönen Millionen Euro aufhalten, sondern müssen ständig die Schwankungen im Netz ausgleichen. Dafür sind Atom- und Kohlekraftwerke aber denkbar ungeeignet. Deshalb suchte man nach einer Möglichkeit, die alten Kraftwerke trotzdem am Netz zu lassen und dafür auf der Verbraucherseite eine steuerbare Nachfrage zu erzeugen. Dafür sind die neuen Stromzähler sehr gut geeignet.

Blöd nur, daß die Dinger so sauteuer sind, daß sich deshalb kein Häuslebauer die freiwillig in den Keller schrauben würde. Kosten herkömmliche Zähler rund 100 Euro, so sind die neuen bereits in der Anschaffung teurer und verursachen darüber hinaus noch jährliche Kosten von ca. 90 Euro.
Gut, daß man die Politik an der Kette durch die Manage führt. Sollen die Politiker doch für eine Stromzähler-Pflicht sorgen. Und sie hat es getan. Ab 01. Januar 2015 sind die neuen Stromzähler nun Pflicht.

Wie funktionieren die neuen Stromzähler?

Die intelligenten Meßsysteme, wie die Stromzähler im Amtsdeutsch heißen, sollen in kurzen Zeitabständen den Verbrauch im Haushalt messen. Ebenso oft sollen die Stromzähler das gegenwärtige Stromangebot im Netz übermittelt bekommen. So soll der Stromverbrauch der deutschen Haushalte flexibel an das Stromangebot angepaßt werden. Stromfresser, wie Waschmaschine und Trockner, sollen dann laufen, wenn gerade ein Stromüberangebot am Markt herrscht. Soweit die Theorie.

Chaos  durch Untätigkeit der Bundesregierung

Wie genau das praktisch funktionieren soll, weiß niemand. Die neuen Stromzähler sind zwar Pflicht, doch bis heute hat es die Bundesregierung versäumt, festzulegen, welche Funktionen die neuen Zähler haben müssen, damit sie mit anderen Geräten zusammenarbeiten können und wie diese Zusammenarbeit funktionieren soll. Auch existiert bisher keine technische Richtlinie dafür, wie genau die Daten gesammelt und übermittelt werden sollen.
Von Sicherheit und Datenschutz ganz zu schweigen. Keiner der zur Zeit auf den Markt befindlichen neuen Stromzähler konnte bisher vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert werden, weil noch kein Hersteller nachweisen konnte, daß sein Zähler alle Sicherheitsvorgaben erfüllt.

Es herrscht deshalb das totale Chaos. Die intelligenten Stromzähler sind ab 01. Januar Pflicht; es existieren aber keinerlei Vorgaben für die Geräte. Das Bundeskabinett hat deshalb allen Ernstes beschlossen, daß auch nicht zertifizierte Stromzähler bis mindestens Ende 2015 verbaut werden dürfen.

Verbraucher muß zahlen

Unglaublich. Damit wird die komplette Last auf die Verbraucher abgewälzt. Weder werden die neuen Stromzähler die Versprechungen der Stromkonzerne erfüllen, noch ist klargestellt, daß die teuren Zähler nicht in paar Jahren schon wieder getauscht werden müssen.

Und das Ausnutzen von billigem Strom in Überangebotszeiten ist sowieso nur eine Illusion. Die derzeit verfügbaren neuen Stromzähler sind dazu technisch überhaupt in der Lage. Darüber hinaus ist diese vermeintliche Möglichkeit völlig unlogisch. Denn, wenn alle Haushalte sich mit ihrem Verbrauch am Stromangebot orientieren, dann gibt es gar kein Überangebot mehr und somit auch keinen billigen Strom. Die Stromkonzerne können nur besser ihre schwerfälligen alten Kraftwerke vermarkten.
Der Verbraucher muß wie immer zahlen.

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