Hält Schlecker eigene Kunden für dumm?
Die Drogeriekette Schlecker rechtfertigt Werbeslogan mit Bildungsniveau ihrer Kunden. Schlecker ist in den letzten Jahren mehr wegen gravierender Mißstände im Personalwesen und der Sozialpolitik in der Öffentlichkeit im Gespräch gewesen als durch innovative Ideen. So wurden bspw. mißliebige Mitarbeiter auf interne Listen gesetzt und dann unter besondere Beobachtung gestellt oder geleistete Überstunden wurden nicht bezahlt, um nur einige Punkte aufzuzählen. Auch bei der Einführung der neuen Schlecker-Filialen, nach Übernahme des einstigen Konkurrenten Ihr Platz wurden die Segmente in Premium (Ihr Platz) und Grundversorgung (Schlecker) aufgeteilt und dafür neue Schlecker-Filialen konzipiert, soll es zu sozialen Ungerechtigkeiten gekommen sein, weil in den neuen Filialen nur neue Arbeitsverträge mit schlechteren Löhnen gelten, auch für langjährige Mitarbeiter. Doch Schlecker gelobte Besserung. Mit der Durchsetzung des Programm „Fit for Future“ will die Drogeriekette besser werden. Für Kunden und für Angestellte.
Damit das neue Konzept bei den Kunden ankommt, hat sich Schlecker auch einen neuen Werbe-Slogan verpaßt: For You, Vor Ort. So lautet die Sprachvergewaltigung, die besonders kreativen Köpfen entsprungen sein muß. Doch Schlecker ist sich darüber offenbar im Klaren, wie peinlich der Spruch ist und verteidigt diesen deshalb mit dem angeblich niedrigen Bildungsniveau der eigenen Kunden. In einem Brief an den Verein für Sprachpflege, der sich in einem von vielen Unterstützern unterschriebenen Protestbrief über diesen Werbeslogan beschwert hatte, rechfertigt sich der Leiter der Unternehmenskommunikation von Schlecker mit den Worten:
Persönlich kann ich [den Protest] nachvollziehen. Doch der Claim richtet sich an die durchschnittlichen Schlecker-Kunden, die niederen bis mittleren Bildungsniveaus zuzuordnen sind.
Man habe rennomierteste Marketing- und Marktforschungsagenturen beauftragt, eine optimale Parole zu finden. Unter den genannten Gesichtpunkten sei der provokant kalauernde Denglisch-Spruch der Werbeagentur Grey besonders geeignet, um lange im Gedächtnis zu bleiben. Deshalb werde Schlecker an diesem Slogan festhalten.
Da bekommt der ehemalige Slogan einer gewissen Elektronikmarkt-Kette eine ganz neue Bedeutung. Der lautete seinerzeit „Ich bin doch nicht blöd.“ Man wird sehen, wie lange sich Schlecker-Kunden quasi abstempeln lassen.
Im firmeneigen Blog will Schlecker nun die Wogen glätten. Doch ob da die eigene Zielgruppe zu finden ist?
Quellen: W&V, FTD, Labournet
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