Der peinliche McAllister

Der CDU ist ihr eigener Europawahl-Spitzenkandidat peinlich.

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Am 25. Mai 2014 steht die nächste Europawahl ins Haus. Bekanntermaßen genießt die Europawahlen nicht das mediale Interesse, das ihr eigentlich politisch zustehen müßte. Schließlich werden viele, auch essentielle Entscheidungen immer mehr weg von den nationalen Parlamenten hin ins Europaparlament verlagert. Europa ist die Zukunft, auch die der Macht und der Entscheidungen.
Ganz angekommen ist diese Erkenntnis bisher weder bei den Wählern, die wieder absehbar die Wahl durch Desinteresse strafen werden, noch bei den Medien.

Auch bei den Parteien herrscht nicht gerade Euphorie und Wahlkampffieber. Besonders gut zu beobachten ist dies bei der CDU. Deren Spitzenkandidat heißt David McAllister, die wandelnde Schlaftablette aus Niedersachsen. Im Februar 2013 wurde er vom Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten abgewählt. Einer der Gründe dafür war, neben seiner „Politik der zu ruhigen Hand“, auch die völlig mißratene Zweitstimmen-Taktik, mit der die FDP im Landtag und an der Regierung gehalten werden sollte. Das Ergebnis war die Abwahl von Schwarz-Gelb. Bei der Bundestagswahl schenkte die CDU der FDP dann keine Stimmen mehr.

Keine McAllister-Plakate

Nun ist McAllister der Spitzenkandidat der CDU für die Europawahl. Nur sehen tut man davon kaum etwas. Offenbar ist der CDU ihr eigener Kandidat dermaßen peinlich, daß man McAllister Wahlplakate in deutschen Städten und Gemeinden mit der Lupe suchen muß. Selbst in Niedersachsen, wo McAllister die Landesliste für die Europawahl auf Platz 1 anführt, bietet sich das gleiche Bild von Abwesenheit. Der Spitzenkandidat wird förmlich versteckt.

Stattdessen lächelt eine alte Bekannte von den Wahlplakaten der CDU:
Angela Merkel.

CDU Wahlplakat mit Merkel

CDU Wahlplakat mit Merkel

Wer jetzt ein Déjà-vu haben sollte, liegt ganz richtig mit seiner Empfindung. Das praktisch gleiche Plakat mit dem gleichen inhaltsleeren Slogan verschandelte schon zur letzten Bundestagswahl die Innenstädte. „Gemeinsam erfolgreich in Europa“, was im Hinblick auf die alles vernichtenden Kürzungen bspw. in Griechenland nur als zynisch angesehen werden kann. Im letzten Herbst hieß es nur „Gemeinsam erfolgreich“, was oder wer auch immer damit gemeint war.
Das Foto von Merkel ist praktisch das gleiche. Dieselbe Kette, dasselbe blaue Jackett, das gleiche gequälte Lächeln, und die gleiche allumfassende Retusche der Gesichtszüge und Fältchen.
Die CDU recycelt rotzfrech die Bundestagswahlplakate zur Europawahl. Auch das ist ein Statement zu Europa!

Betrug des Wählers

Doch das Plakat ist strenggenommen Betrug – Betrug des Wählers, denn Merkel steht gar nicht zur Wahl. Viele würden sich freuen, wenn Merkel nach Brüssel „weggelobt“ würde, wie viele ihrer ehemaligen Weggefährten, so bspw. Stoiber oder Oettinger. Doch Merkel bleibt Kanzlerin. Sie steht bei der Europawahl auf keiner Liste und kann nicht gewählt werden, weder direkt noch indirekt.

Die CDU hofft ganz einfach auf die Dummheit der eigenen Wähler und serviert bekannte Kost, in der Hoffnung der Wähler schluckt sie ohne nachzudenken. Leider steht zu befürchten, daß viele CDU-Wähler genauso ticken. Ihnen ist schlicht egal, was oder wofür sie wählen gehen. Hauptsache Merkel steht drauf. Der Wahlzettel wird dann schon gar nicht mehr gelesen. Ein echtes Armutszeugnis für die CDU und ihre Wähler.

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