O2 möchte Kundenbewegungsdaten zu Geld machen – Update

Die spanische Telefonica will mit O2 Kasse machen.

Kaum hat der spanische Telekomkonzern Telefonica seine deutsche Tochter O2 erfolgreich an die Börse gebracht, der IPO soll rund 1,2 Mrd. EUR in die Kasse von Telefonica gespült haben, schon hält man Ausschau nach neuen Einkommensquellen. Zur Steigerung des Profits soll nun das Gold von O2 versilbert werden: die Bewegungsdaten der Kunden.

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Schon vor einigen Wochen wurde eigens dafür die neue Abteilung „Telefónica Dynamics Insights“ gegründet. Diese Abteilung soll die Daten der O2-Kunden auswerten und für potentielle Kunden aufbereiten und zur Verfügung stellen. Potentielle Interessenten sollen so sehr einfach sehen können, wo sich ihre Kunden befinden, wohin sie sich bewegen, und wie oft sie einen Ort aufsuchen.
Dafür sollen die Bewegungsdaten, die in den Smartphones der O2-Kunden gespeichert sind, genutzt werden. Das Programm „Smart Steps“ soll sogar in der Lage sein, zu erkennen, wie lange ein Kunde vor einem Schaufenster steht, woher er kam, wie alt er ist und welches Geschlecht er hat. Das gab es so bisher nicht. Damit werden erstmals Kundenbestandsdaten mit Bewegungsdaten kombiniert. Die Werbeindustrie kann so noch gezielter ihre Botschaften an den Mann oder die Frau bringen. Ein Paradies fürs Marketing und ein Albtraum für Datenschützer.

„Smart Steps“ soll zunächst in Großbritannien starten. Deutschland soll demnächst starten, wobei der genaue Startzeitpunkt offenbar noch nicht feststeht. O2 legt aber Wert darauf, festzustellen, daß nur anonymisierte Daten weitergegeben werden. Außerdem steht im Kleindruckten jedes neu online abgeschlossenen Vertrages eine Einwilligungserklärung des Kunden. Darin heißt es, der Kunde erlaube O2, seine personenbezogenen Daten wie auch seine Standortdaten im Rahmen der Erforderlichen auch für Vermarktung sowie für Marktforschung zu verwenden.

Datenschützer kritisieren diese Formulierung als zu schwammig. Darüberhinaus gibt O2 den Online-Kunden keinerlei Möglichkeit, dieser Nutzung zu widersprechen oder diese einzuschränken. Dafür muß der Kunde eine gesonderte schriftliche Nachricht an O2 senden. Ob O2 damit durchkommen wird, bleibt abzuwarten.
Zwischenzeitlich sah man sich bei O2 gezwungen, Stellung zu „Smart Steps“ zu nehmen und die Wogen etwas zu glätten. Auf Facebook wies man abermals daraufhin, daß nur anonymisierte Daten weitergegeben werden und daß für Deutschland bisher noch kein Starttermin feststehe. Außerdem habe der Datenschutz bei O2 immer oberste Priorität. An welcher Stelle der Profit steht, darüber schwieg O2.

Quellen: ARD, SmartDroid

achtung Update (02.11.2012): Telefónica hat nun auf die massive Kritik reagiert und die Einführung von Smart Step in Deutschland gestoppt. Dies ließ man kleinlaut im Telefónica Germany Blog verlauten.

Wenn der gleiche Aufschrei auch bei anderen Dingen, wie z.B. den allgegenwärtigen RFID-Chips, durch die Medien und über die Stammtische hallen würde, wäre man in Sachen Datenschutz und -sicherheit ein beträchtliches Stück weiter. Es ist gut, daß sich Telefónica am Ende zum Stopp von Smart Steps gezwungen sah, doch leider stürzt man sich immer nur auf eine Sau im medialen Dorf. Der Rest der Herde darf unbehellig weitergrasen und Speck ansetzen.

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4 Kommentare

  • Paul

    Leider wird das in wenigen Jahren Normalität werden.

  • laura

    ich möchte nicht wissen, in wieweit wir jetzt schon beobachtet, überwacht und unsere schritte dokumentiert werden…

  • @laura: Geh mal vom Schlechtesten aus. Dann kommst du dem Ist-Zustand verdächtig nahe.

  • Christian

    Das ist leider schon längst die Wahrheit und schon längst im Gange. Google macht das schon und ist für die nächsten Googlephones schon angekündigt. Da bekommt man dann wenn man morgens zur Arbeit geht auf dem Weg dahin schon Staumeldungen und Neuigkeiten welche Angebote die Geschäfte gerade haben an denen man auf dem Weg zur Arbeit vorbeikommt. Ihr müsst nur mal in Google Maps eine Route eingeben dann seht ihr schon dass Google die ganzen Handysignale empfängt indem ihr sehen könnt wie lange ihr auf dieser Route gerade brauchen werdet. Da zapft Google nämlich die Handysignale an und kann sehen wie schnell sich diese fortbewegen.

    Big Brother is watching you.

    Schöne Grüße, Christian