Cyber-Sicherheit stärken – wie Kommunen digitale Resilienz aufbauen
Die Digitalisierung von Kommunen schreitet unaufhaltsam voran. Von digitalen Bürgerdiensten über die Verkehrssteuerung bis hin zu sensiblen Verwaltungsdaten – nahezu jede kommunale Aufgabe ist mittlerweile mit digitalen Prozessen verknüpft. Gleichzeitig wächst die Zahl der Cyberangriffe auf öffentliche Institutionen rasant. Kleine und mittelgroße Städte sind dabei längst ebenso im Fokus wie Großstädte und Landesverwaltungen. Die Herausforderung lautet: digitale Resilienz. Es geht darum, IT-Systeme abzusichern, aber auch die gesamte Organisation widerstandsfähig gegenüber digitalen Risiken zu machen.
Warum Kommunen besonders gefährdet sind
Kommunale Verwaltungen verfügen oft nicht über dieselben Ressourcen wie große Unternehmen oder Ministerien. IT-Budgets sind begrenzt, Fachkräfte rar, die Systemlandschaften historisch gewachsen und inhomogen. Diese Kombination macht sie zu attraktiven Zielen für Cyberkriminelle – insbesondere dann, wenn Ransomware-Angriffe oder Datenlecks direkt auf den Alltag von Bürgerinnen und Bürgern durchschlagen.
Einige der größten Schwachstellen:
- Veraltete IT-Infrastruktur: Viele kommunale Server- und Softwarelösungen basieren auf veralteten Systemen, die längst keine Sicherheitsupdates mehr erhalten.
- Mangelnde Netzsegmentierung: Oft fehlt die Trennung von sensiblen Bereichen (z. B. Einwohnermeldeamt) und weniger kritischen Anwendungen.
- Fehlende Awareness bei Mitarbeitenden: Ohne gezielte Schulungen bleiben Phishing-Mails oder Social-Engineering-Versuche oft unentdeckt.
- Unklare Zuständigkeiten: IT, Datenschutz, Informationssicherheit – viele Kommunen verfügen über keine klar definierten Verantwortungsstrukturen.
- Schwierige Personalgewinnung: Der Markt für IT-Fachkräfte ist leergefegt, besonders im öffentlichen Sektor.
Diese Probleme machen deutlich: Eine rein technische Sicherheitsstrategie reicht nicht aus. Gefordert ist ein ganzheitlicher Ansatz, der neben technischen Maßnahmen auch organisatorische, personelle und prozessuale Aspekte berücksichtigt.
Bausteine kommunaler Cyber-Resilienz
Cyber-Resilienz beschreibt die Fähigkeit, auf Angriffe zu reagieren, sie zu antizipieren, abzuwehren und im Ernstfall schnell wieder in einen funktionsfähigen Zustand zurückzukehren. Für Kommunen bedeutet das, sich technisch, organisatorisch und kulturell auf mögliche Bedrohungen vorzubereiten.
Wichtige Handlungsfelder:
- IT-Grundschutz etablieren: Kommunen sollten sich an etablierten Standards wie dem BSI-Grundschutz orientieren, um systematisch Sicherheitslücken zu identifizieren und zu schließen.
- Netzwerksicherheit modernisieren: Segmentierung, Firewalls, Intrusion Detection und Zero-Trust-Ansätze gehören zur Grundausstattung.
- Awareness schaffen: Schulungen, Sensibilisierungsmaßnahmen und regelmäßige Tests (z. B. Phishing-Simulationen) erhöhen die Wachsamkeit im Alltag.
- Krisenpläne entwickeln: Im Fall eines Angriffs muss klar sein, wer was wann entscheidet. Kommunikations- und Wiederanlaufpläne sind essenziell.
- Interkommunale Zusammenarbeit nutzen: Gemeinsam mit Nachbarkommunen oder über Landesnetzwerke lassen sich Ressourcen bündeln – z. B. für CERTs, Fachberatung oder Fortbildung.
Eine wichtige Rolle spielt zudem das Thema Schadenmanagement – also der strukturierte Umgang mit Vorfällen, bei denen Daten manipuliert, Systeme verschlüsselt oder vertrauliche Informationen entwendet wurden. Kommunen, die auf diese Szenarien vorbereitet sind, verkürzen nicht nur Ausfallzeiten, sondern schützen auch das Vertrauen der Bevölkerung.

Cyber-Sicherheit | Bild: geralt, pixabay.com, Inhaltslizenz
Strategien für die Zukunft: zwischen Förderung und Eigeninitiative
Auf Bundes- und Landesebene gibt es zunehmend Förderprogramme für die IT-Sicherheit im kommunalen Bereich. Diese reichen von Modellprojekten über gezielte Infrastrukturförderung bis hin zur Unterstützung von Sicherheitskooperationen. Doch technologische Aufrüstung allein reicht nicht aus – gefragt ist ein kultureller Wandel in der Verwaltung, der digitale Sicherheit als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge versteht.
Empfohlene Maßnahmen:
- Förderprogramme systematisch prüfen und nutzen (z. B. BMI-Förderung, „fit4IT“, Smart-City-Initiativen)
- IT-Strategie auf kommunaler Ebene verankern, mit klaren Verantwortlichkeiten und Ressourcen
- Cyber-Versicherungen als Ergänzung prüfen, um finanzielle Risiken im Ernstfall abzusichern
- Notfallübungen regelmäßig durchführen, auch mit externen Partnern wie Polizei oder CERT
- Digitale Sicherheit als Teil der politischen Agenda kommunizieren, um Akzeptanz und Aufmerksamkeit zu erhöhen
Kommunen, die frühzeitig auf digitale Resilienz setzen, verbessern nicht nur ihre Sicherheit – sie stärken auch ihre Innovationskraft und Modernisierungsfähigkeit. In einer zunehmend vernetzten Welt ist das ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil.
Digitale Sicherheit als kommunale Zukunftsaufgabe
Die kommunale Digitalisierung ist unumkehrbar – und damit auch die Verantwortung, diese Entwicklung sicher zu gestalten. Cyber-Sicherheit ist keine rein technische Aufgabe. Sie ist ein strategisches Querschnittsthema für alle kommunalen Ebenen. Resilienz entsteht dort, wo technische Infrastruktur, organisatorische Prozesse und menschliche Kompetenz zusammenwirken.
Kommunen, die heute handeln, sichern ihre Systeme und auch das Vertrauen ihrer Bürgerinnen und Bürger – und schaffen damit die Grundlage für eine handlungsfähige Verwaltung im digitalen Zeitalter.