Tunesien: Entwicklung ist weiblich.

Frauenrechte in Nordafrika.

Die Ereignisse in der Silvesternacht in Köln haben ein Bild entstehen lassen, nachdem es bei nordafrikanischen Männern um die Wertschätzung von Frauen nicht zum Besten bestellt ist. Nach der Meinung vieler Medien sehen diese Männer in Frauen vor allem Objekte, die dem Mann gehorchen und ihm in allen Belangen, auch den sexuellen dienlich sein müssen. Frauen stehen in deren Augen eine Stufe unter den Männern, die sich selbst als Krone der Schöpfung begreifen.

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Nordafrika

Doch diese Betrachtung der Geschehnisse in Köln ist äußerst eindimensional. Tatsächlich waren unter den Tätern vom Kölner Hauptbahnhof, die Frauen bedrängt und zum Teil sexuell bedrängt haben, auch einzelne Männer aus nordafrikanischen Ländern. Darunter auch Männer, die sich als Flüchtlinge oder Asylbewerber derzeit in Deutschland aufhalten.

Doch genauso wie einer gewissen Ironie nicht entbehrt, daß ausgerechnet Männer, die selbst nach Deutschland geflüchtet sind, weil sie Schutz für sich gesucht haben, übergriffig geworden sind, genauso falsch ist es, von den „Nordafrikanern“ zu sprechen. Es gibt nicht den nordafrikanischen Typus Mann, dafür sind die kulturellen und politischen Unterschiede der einzelnen Länder zwischen Ägypten und Marokko viel zu groß. Das haben auch die Ereignisse des arabischen Frühlings ab dem Jahr 2010 gezeigt. Während man zunächst davon ausging, daß sich nun die Menschenrechtslage in den Ländern im Norden Afrikas durchweg zum Besseren verändern wird, muß man nun für einige Länder das komplette Gegenteil attestieren.

Tunesien

Auch in Tunesien begannen die Menschen Ende 2010 ihrem Unmut Luft zu machen. Die sogenannte „Jasminrevolution“ führte dazu, daß der bisherige Regierungs-Klan um Staatsoberhaupt Zine el-Abidine Ben Ali fluchtartig das Land verlassen mußte. Als Ergebnis dieser Revolution wurde eine verfassunggebende Versammlung gewählt, die 2014 eine neue Verfassung verabschiedet hat.

Tunesien war auch schon vor der Revolution in pucto Freiheiten fortschrittlicher als andere arabische oder afrikanische Länder. Diese Freiheiten in die neue Zeit herüberzuretten und auszubauen, war die große Herausforderung. Dies ist in vielen Punkten gelungen. So wird der Islam zwar in der Präambel und im Artikel 1 der Verfassung herausgestellt, jedoch nicht zur alles überschattenden und dominierenden Staatsreligion erklärt. Im Artikel 6 wird die Glaubens- und Gewissensfreiheit und sogar das Recht auf gar keine Religion garantiert. Ein völlig undenkbarer Zustand in anderen arabischen Ländern.

Frauenrechte in Tunesien

Auch die Rechte der Frauen wurden in die neue Verfassung gerettet. Ein gar nicht so selbstverständlicher Vorgang, denn zunächst bestand durchaus die Gefahr, daß die Frauen in Tunesien in ihren Rechten und Freiheiten beschnitten werden könnten. Diese Befürchtungen bestätigten zum Glück nicht.

Schon seit 1956 genießen die Frauen Tunesiens weitgehende Gleichberechtigung. Das unterscheidet das Land von vielen seiner Nachbarn. Nach der Jasminrevolution wurden diese Rechte weiter gestärkt. Die neue Verfassung garantiert den Frauen die vollkommene Gleichstellung mit den Männern. Sie ermöglicht gleiche Chancen für alle und kennt sogar für eine Frauenquote für die Sitze in den Stadt- und Landräten.

Gleichberechtigung vor Ort

Theoretisch haben die Tunesierinnen also alle Möglichkeiten, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Doch wie ist es heute ganz konkret vor Ort um die Chancengleichheit bestellt? Um das herauszufinden hat sich Lisa Ruhfus nach Tunesien begeben. Dort sprach sie mit den Frauen über ihre heutige Lage.

Quelle: YouTube

Der G7 Gipfel im Jahr 2015 hat die wirtschaftlichen Stärkung von Frauen und Mädchen weltweit beschlossen. Die Förderung der Chancengleichheit im politischen und öffentlichen Leben wurde als großes Ziel gesteckt. Armut und Fluchtursachen können durch die Stärkung der Rechte der Frauen wirksam bekämpft werden, so die Einschätzung.

In Tunesien ist man Ziel schon sehr nah gekommen. Hier können Frauen heute Bildung genießen, wirtschaftlich aktiv sein und Firmen gründen und leiten. Es gibt dabei keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern. In vielen spannenden Projekten tragen Frauen dazu bei, daß sich ihr Land weiter entwickeln kann. In Tunesien ist die Entwicklung tatsächlich weiblich.

Fazit

Man sieht am Beispiel Tunesien sehr gut, daß es Nordafrika als Einheit und somit auch den nordafrikanisch sozialisierten Mann nicht gibt. Die Länder sind viel mehr sehr unterschiedlich. Das trifft auch auf die Gewährung der Grundrechte für Frauen zu. Tunesien ist dabei in puncto Gleichstellung und Chancengleichheit ein sehr gutes Beispiel. Selbst wenn in manchen Punkten noch Handlungsbedarf besteht, ist man auf dem richtigen Weg.

Man kann nur weiter dafür arbeiten, daß andere afrikanische und arabische Länder dem Beispiel Tunesien folgen.

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