Finnland droht mit Euro-Austritt

Gemeinsame Haftung? Ohne die Finnen.

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Die finnische Finanzministerin Jutta Urpilainen sorgt für einen Paukenschlag. Mitten in den schönsten Euro-Rettungsgipfel-Marathons droht sie offen mit dem Austritt ihres Landes aus der Gemeinschaftswährung. Sollte die geplante gemeinsame Haftung für europäische Schulden kommen, dann ist Finnland raus aus dem Euro. Da ist die Ministerin ganz klar in der Aussage.

So hatten sich Merkel und Co. das wohl nicht vorgestellt. Kaum peitschen sie im Eiltempo ESM und Fiskalpakt durch Bundestag und Bundesrat und ermöglichen so den völlig ohne parlamentarische Kontrolle agierenden immerwährenden Euro-Rettungsschirm, da kommt Gegenwind aus dem hohen Norden. Das kleine Finnland will nicht mehr mitspielen. Man sei zwar „ein überzeugtes Mitglied der Euro-Zone“ aber man werde „nicht um jeden Preis am Euro festhalten“. Eine Bankenunion und auch die gemeinsamen Haftung komme nicht in Frage.  Finnland sei auf alle Szenarien vorbereitet. Auch auf den Ausstieg aus dem Euro.

Noch hat Finnland die höchste Kreditwürdigkeit AAA bei den Rating-Agenturen. Das kann sich aber ganz schnell ändern, wenn auch Finnland mit in die Haftung genommen wird. Dies will Urpilainen natürlich mit allen Mitteln verhindern. Deutschland dagegen steckt schon metertief drin im Haftungssumpf und die Staatsverschuldung ist seit der letzten Krise im Jahr 2008 in unvorstellbare astronomische Höhen gestiegen. Hätte man damals schon entsprechend reagiert, wäre das heutige Finanzchaos aller Voraussicht nach vermeidbar gewesen. Doch Merkel und ihre europäischen Kollegen steckten lieber den Kopf in den Sand und hofften das alles von ganz allein wieder besser wird. Beraten wurden sie dabei, wie kann es anders sein, von den Banken. Die hatten natürlich größtes Interesse daran, daß das europäische Währungscasino solange wie möglich offen bleibt. Und im Casino gewinnt am Ende bekanntlich immer die Bank.

Jetzt ist der Punkt so langsam erreicht, an dem diese Krise unbeherrschbar wird. Immer nur noch mehr Schulden machen, um alte Schulden damit abzulösen, kann nicht funktionieren. Das spricht sich langsam herum. Und erste Länder denken offenbar an den Ausstieg aus der Gemeinschaftwährung, die seinerzeit unter CDU-Kanzler Kohl mit dem gravierenden Geburtsfehler fehlende Wirtschafts- und Politunion durchgedrückt wurde. Daran krankt heute das Währungssystem und ganz Europa.

Sollte Finnland tatsächlich freiwillig aus dem Euro austreten, wird das eine Lawine lostreten. Das wäre dann wirklich der Dominoeffekt, von dem Merkel immer faselt. Dann heißt es: Rette sich wer kann. Und den Letzten beißen die Schulden.

Quelle: FAZ

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