Fernseh-Stichtag 30. April

Am 30. April wird das analoge Satelliten-Fernsehen abgeschaltet.

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Morgen ist der letzte Tag, an dem in Deutschland der analoge Satellitenempfang möglich ist. Das ist seit langem bekannt und wurde auch, vorallem in den letzten Monaten, von TV-Anstalten und Elektronikhandel massiv verbreitet. Der Handel freut sich über den zusätzlichen Umsatz, denn viele Haushalte, es sollen Ende 2011 noch 1,8 Millionen in Deutschland gewesen sein, haben noch immer nicht auf digitale Empfangstechnik umgestellt. Und das auch heute noch nicht. Man läßt es wohl darauf ankommen.
Offenbar halten viele Leute die Umstellaktion für einen Werbegag. Spätestens am Montagmorgen wird diesen Umstellverweigerern dann ein Licht aufgehen. Oder auch  nicht, denn außer Rauschen wird nichts mehr sehen sein auf ihrem Fernseher. Dann wird es wohl am Tag danach zu größerem Gedränge in den einschlägig bekannten Elektronik-Fachmärkten kommen und Digital-Receiver werden zum gefragtesten Artikel des Tages.

Das ist aber nur ein Aspekt des Abschaltens des analogen Satellitenfernsehens. Viel interessanter sind die Veränderungen, die es ab Dienstag unter den Sendern geben wird. Da durch die wegfallenden analogen Sender einige Kapazitäten frei werden, wird das Angebot der hochauflösenden Sender vergrößert. So schicken die öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD und ZDF zehn neue HD-Sender auf den Weg. Dann wird es bspw. ZDF neo, ZDF kultur, ZDF info, KiKa, Phoenix und 3sat in HD-Qualität geben. Und das alles für die bekannten TV-Gebühren, die die GEZ für die ÖR eintreibt.

Für weitere 51 HD-Kanäle, die entweder schon länger oder dann ab kommenden Dienstag zu empfangen sind, benötigt man allerdings ein kostenpflichtiges Abo. Als Anbieter gibt es da den altbekannten PayTV-Sender Sky (ehemals Premiere) mit vielen HD-Angeboten und den Satellitenbetreiber SES Astra, der seine HD+ -Plattform anbietet. Während man bei Sky für das Programm mit zum Teil interessanten Angeboten, wie Erstausstrahlungen, Live-Fußball oder werbefreie Formel 1-Rennen, bezahlt, bietet SES Astra nur bereits bekannte Fernkost in HD-Qualität. So kann man mit HD+ RTL, Sat1 und Pro7 in HD-Auflösung sehen.
Der Haken dabei: HD+ müßte eigentlich HD minus heißen, denn mit HD+ haben die Sender weitreichende Rechte bis zum Receiver des Kunden. So können bestimmte Sendungen gar nicht oder nur zeitlich begrenzt aufgezeichnet werden, kann das Überspulen von Werbung, das zeitversetzte Aufzeichnen oder die Weitergabe der Aufzeichnung verhindert werden und die Auflösung von Aufzeichnungen begrenzt werden. Der Sender bestimmt quasi über den Festplatten-Receiver des Kunden. Diese Einschränkungen sind vielen HD+-Kunden nicht bekannt und werden in der Werbung auch explizit klein gehalten. Ob dafür 50 EUR pro Jahr gerechtfertigt sind, darüber kann man streiten.

Am Dienstag wird es jedenfalls eine kleine Revolution im Bereich des Satellitenfernsehens in Deutschland geben. Spät genug, denn andere Länder haben diesen Schnitt schon lange hinter sich.

Nachtrag: Auf DWDL kann man nachlesen, welch Fehlstart das Satellitenfernsehen bei seinem Start in 1980er Jahren hinlegte und wieviel Steuergeld verbrannt wurde, bevor sich der Fernseh-Empfang per Schüssel allgemein durchsetzen konnte.

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