Wo waren eigentlich die Wirtschaftsprüfer?

Wozu gibt es eigentlich Wirtschaftsprüfer, wenn diese offensichtlich nicht willens oder in der Lage sind, vor tatsächlichen Gefahren für ein Unternehmen zu warnen?

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So geschehen im aktuellen Bankenskandal in Deutschland. Wie das ARD-Magazin „Panorama“ in seiner letzten Ausgabe aufgedeckt hat, wurden alle betroffenen Banken noch kurz vor deren Fast-Zusammenbruch durch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften geprüft. Auffälligkeiten gab es von Seiten der Prüfer bei keiner Bank zu vermelden. Allen ging es super, bis sie dann ganz plötzlich, quasi aus heiterem Himmel vor der Pleite standen und nur durch die Politik die gezielte Vernichtung von Steuergeldern gerettet werden konnten.

  • So prüfte KPMG im Juni 2007 die IKB Bank. Am 30. Juli 2007 mußte die Politik einschreiten, um die Pleite durch ein Rettungspaket zu vermeiden. Im August 2008 wurde die IKB an einen Investor verkauft. Den Steuerzahler hat diese Aktion rund 8 Mrd. EUR gekostet.
  • So bescheingte KPMG im August 2008 der Hypo Real Estate Bank auch bei einem „worst case Szenario“ uneingeschränkte Zahlungsfähigkeit. Im September war die Bank am Ende.
  • So prüfte PWC im März 2007 die Sachsen LB. Fast alle Risiken wurden im Prüfungsbericht ausgelassen. Mittlerweile ist die Sachsen LB Geschichte. Sie wurde im April 2008 auf die Landesbank Baden-Württemberg verschmolzen. Das kostete mehrere Politiker ihren Posten, u.a. trat Ministerpräsident Milbradt zurück. Das sächssiche Finanzministerium prüft nun Schadenersatzansprüche gegen die Prüfer.

Das Problem bei der Wirtschaftsprüfung ist das altbekannte Spiel: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“
Die Wirtschaftsprüfer werden von den Banken/Firmen bezahlt, die sie prüfen sollen. Und da man ungern einen Kunden für die nächsten Jahren verlieren möchte, nimmt man es offenbar nicht so genau mit der Dokumentierung der bestehenden Risiken.
Daß das natürlich zu kurz gedacht ist, merken die Prüfer jetzt auch. Eine Bank, die an den bestehenden Risiken zugrunde geht, kann zukünftig beim besten Willen kein Kunde mehr sein. Also mal nachdenken, liebe Prüfer: Frühzeitiges Einschreiten bei Risiken sichert auch euch das Überleben! Dem Steuerzahler erspart es zig Milliarden EUR.

Natürlich ist man sich bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im aktuellen Bankenskandal keiner Schuld bewußt. Man hat alles immer ganz korrekt dokumentiert. Natürlich.

Neben der Einführung der Managerhaftung muß auch die Haftung der Prüfungsgesellschaften ganz oben auf der Agenda stehen, will man irgendetwas lernen aus den Vorkommnissen der letzten Zeit!

Quelle: ARD

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